Wachau

Totes Brüder-Paar: Es war Mord und Selbstmord

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Obduktionsergebnis liegt vor - das Motiv für die Bluttat ist noch unklar.

Im Fall der in der Nacht auf Mittwoch in Raxendorf (Bezirk Melk) tot aufgefundenen Brüder (60 und 63 Jahre alt) hat es sich laut Staatsanwaltschaft St. Pölten um ein "Mord- und Selbstmordgeschehen" gehandelt. Der ältere habe den jüngeren Mann erschossen und sich selbst getötet, sagte Michaela Obenaus, Sprecherin der Behörde.

Johann M. (60) kam der Obduktion zufolge durch mehrere Schüsse ums Leben. Der ältere Bruder Karl habe in der Folge eine zweite Waffe gegen sich gerichtet. Ein Motiv war laut Obenaus vorerst unklar. Weitere Erhebungen seien im Gang. Die beiden sichergestellten Schusswaffen seien ordnungsgemäß auf den 63-Jährigen registriert gewesen. Der Polizei zufolge handelte es sich um einen Revolver und eine Pistole.

Mittwochfrüh hatte die Polizei in Raxerndorf nahe Melk am Gehsteig vor dem abgelegenen Haus Afterbach 22 die Leiche des 60-jährigen Johann M. gefunden, am Kopf klaffte eine große blutige Wunde. Die Leiche von Karl wurde später in dem Einfamilienhaus gefunden - sie wies eine tödliche Schussverletzung am Schädel auf.

Beide waren pensionierte Eisenbahn-Bedienstete
Karl galt im Ort als ausgesprochener Sonderling: Er lebte nach seiner Scheidung vor zehn Jahren allein und war ebenso wie sein Bruder Eisenbahner. Karl ging mit Mitte vierzig in Pension, Johann – Ehemann und Vater zweier erwachsener, erfolgreicher Kinder – erst vor wenigen Jahren.

Psychiater: "Mord ist eine todsichere Lösung"

ÖSTERREICH: Warum scheint für viele extreme Gewalt eine Problemlösung zu sein?
Dr. Reinhard Haller: Weil es eine „todsichere“ Lösung ist. Das kommt bei Männern eher vor: Sie sind aggressiver, innerlich aber viel verletzlicher. Bei Geschwistertötungen kommt hinzu, dass hier oft eine psychische Krankheit vorliegt.

ÖSTERREICH: Führt leichter Waffenzugang eher zu Gewalt?
Haller: Natürlich, das sagen alle internationalen Untersuchungen. Wenn die Waffe in Griffnähe ist, steigt die Mordrate – siehe zum Beispiel die USA.

ÖSTERREICH: Steckt in jedem Menschen ein Mörder?
Haller: Zum Töter, nicht zum Mörder, kann jeder werden. Niemand kann garantieren, dass er in einer emotionalen Situation einen anderen nicht töten würde. Mord hingegen setzt Planung voraus.

(küe)

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