Verdacht in Salzburg

Wieder Kind schwer misshandelt

Teilen

Eine Kindergärtnerin entdeckte die Verletzungen des 6-Jährigen.

Einen Tag nach Bekanntwerden einer offenbar schweren Kindesmisshandlung an der dreijährigen Angelina in Wien ist heute, Mittwoch, ein neuer Fall in Salzburg ans Tageslicht gekommen: Eine Kindergärtnerin entdeckte bei einem sechsjährigen Buben zahlreiche blaue Flecken an den Armen und alarmierte die Leiterin der Betreuungseinrichtung, die bei der Polizei am 30. Mai eine Anzeige einbrachte. Aufgrund einer ärztlichen Untersuchung dürften die Verletzungen von Misshandlungen stammen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die 41-jährige Mutter. Johannes wird seit rund zwei Wochen von der Großmutter betreut.

Behörden entzogen sofort der Mutter das Kind
Die Mitarbeiterin des Gemeindekindergartens im Flachgau wunderte sich, warum Johannes auch an warmen Tagen nur langarmige T-Shirts trug. Schließlich konnte sie ihn überreden, doch etwas Kurzärmeliges anzuziehen, und sah dann die blauen Flecken. "Als der Kindergarten uns davon in Kenntnis setzte, sind sofort zwei Sozialarbeiter in den Kindergarten gefahren, haben sich die Situation angeschaut und eine ärztliche Abklärung veranlasst", bestätigte der Leiter der Jugendwohlfahrt Salzburg-Umgebung, Hannes Herbst, gegenüber der APA Medienberichte. Danach wurde das Kind wegen "Gefahr im Verzug" der Mutter entzogen.

Eine praktische Ärztin hatte den Buben als erstes untersucht. Sie stellte multiple, nicht sehr ausgeprägte, daumenabdruckgroße Hämatome an den Ober- und Unterarmen fest, weniger häufige Hämatome an den Unterschenkeln und eine zehn Zentimeter lange Kratzwunde am Oberkörper, wie die Mediensprecherin der Staatsanwaltschaft Salzburg, Barbara Feichtinger, erläuterte.

Mutter behauptete, ein Hund habe das Kind verletzt
Ein Gerichtsmediziner schloss die Angaben der bisher unbescholtenen Mutter aus, wonach die Verletzungen ein mittelgroßer Hund verursacht habe. Der Bub wurde von Menschen offenbar fest gepackt und gekniffen. Verdächtigt wird nicht nur die Mutter, sondern auch der strafunmündige, fünfjährige Bruder von Johannes. Auch er soll sich an den Misshandlungen beteiligt haben.

Staatsanwalt ermittelt wegen Kindesmisshandlung
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Mutter wegen des Verdachtes des "Quälens oder Vernachlässigens unmündiger, jüngerer oder wehrloser Personen". Am 31. Mai wurde ein gerichtsmedizinisches Gutachten in Auftrag gegeben. "Es liegt noch nicht vor", sagte Feichtinger. Bis zur Entscheidung des Gerichtes bleibt Johannes zur Erziehung und Pflege bei seiner Oma. Die Obsorge hält vorläufig das Jugendamt. Im Fall des kleinen Johannes hat es schon einmal ein Obsorge-Verfahren gegeben. Er war bis April seiner Mutter entzogen worden und durfte dann aufgrund einer Expertise eines Gutachters wieder zu ihr zurückkehren, obwohl sich die Sozialarbeiter dagegen ausgesprochen hatten.

Seit dem Vorjahr hat sich die Zahl der Anzeigen wegen des Verdachtes von Gewaltanwendungen an Kindern in Salzburg verdoppelt. "Wir haben jetzt wöchentlich im Schnitt zwei bis drei Gefährdungsabklärungen", sagte Jugendamtsleiter Herbst. Er führt den Anstieg der Mitteilungen auf die Sensibilisierung in der Bevölkerung wegen der medialen Veröffentlichungen von dramatischen Fällen zurück.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.