Verdächtiger in U-Haft

Jahrelanger Missbrauch in Jugendtreff

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Die Zahl der Opfer liegt noch völlig im Dunkeln, "es war aber wohl kein Einzelfall".

Ein Mitarbeiter der Gemeinde Altach könnte über Jahre hinweg jugendliche Besucher des örtlichen Jugendtreffs sexuell missbraucht haben. Der Verdächtige sitzt seit vergangenem Mittwoch in Untersuchungshaft, bestätigten am Montag Altachs Bürgermeister Gottfried Brändle und die Polizei. Die Zahl der Opfer ist noch völlig unklar, es sei aber von mehr als einem Einzelfall auszugehen, so Brändle.

Der Zeitraum der möglichen Übergriffe erstreckt sich über die vergangenen 20 Jahre. Über den Kontakt zu einer betroffenen Familie habe er Kenntnis von einem Vorfall erlangt, der sich schon vor 15 Jahren zugetragen habe, sagte das Gemeindeoberhaupt in einer Pressekonferenz. Informationen, ob vom Missbrauch Mädchen und/oder Buben betroffen waren oder wie sich der Missbrauch zugetragen hat, gab es am Montag nicht. "Darüber wissen wir selbst nichts", stellte Brändle fest. Die Polizei gab mit dem Verweis auf laufende Ermittlungen und aus Opferschutzgründen keine Details bekannt. "Es wird wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Unmündigen ermittelt", so die einzige Information der Exekutive.

"Man kann sich vorstellen, mit welcher Dimension man rechnen muss"

Der Jugendtreff in Altach wurde vor 20 Jahren eröffnet, aktuell gebe es 51 eingetragene Jugendliche als Mitglieder, natürlich stehe der Treff aber auch allen anderen Heranwachsenden offen. So könnten in den vergangenen Jahren bis zu 500 Jugendliche in Kontakt mit der beschuldigten Person gekommen sein. "Man kann sich vorstellen, mit welcher Dimension man rechnen muss", sagte Brändle im Hinblick auf die Zahl möglicher Missbrauchsopfer. Der Gemeindemitarbeiter sei zeitweise auch in einer Nachbargemeinde engagiert gewesen, auch dort liefen bereits entsprechende Erhebungen.

Die Gemeinde wurde am vergangenen Mittwoch über die Verhaftung des Verdächtigen informiert. Daraufhin wurden am Freitag die Mitarbeiter des Jugendtreffs informiert und am Samstag die Eltern der eingetragenen Jugendtreff-Mitglieder. Dazu wurden auch Experten des Vorarlberger Instituts für Sozialdienste (ifs) für das Thema Missbrauch hinzugezogen. "Wir fühlen uns in der Verantwortung und stellen uns natürlich Fragen wie 'Was haben wir falsch gemacht?' oder 'Wie konnte der Missbrauch so lange unentdeckt bleiben?'", so der Bürgermeister, der sich bei den Opfern entschuldigte. Es sei in den vergangenen 20 Jahren im Jugendtreff nicht eine einzige Grenzüberschreitung offenbar geworden.

Hotline für Betroffene eingerichtet

Beim ifs wurde unter der Nummer 05 1755 505 eine Hotline für Betroffene eingerichtet, selbstverständlich stehe auch die Gemeinde für Gespräche offen. Wahrnehmungen über Vorfälle im Jugendtreff nehmen auch die örtliche Polizei (059133-8151) und das Landeskriminalamt (059133-80-333) entgegen.

Wie es mit dem Jugendtreff weitergeht, war vorerst offen. Über die Sommermonate bleibt die Einrichtung stets geschlossen. Es gibt im Rahmen der Jugendarbeit aber auch einen "mobilen Container", der aufgrund der Ausnahmesituation über den Sommer offen gehalten wird. "Wir haben den Eltern stets signalisiert, dass die Jugendlichen bei uns gut aufgehoben sind. Dieser Vertrauensbruch ist nun da", sagte Brändle.

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