Gesundheitsreferent Stöckl setzt auf Information, Aufklärung und Impfaktionen - "Durchimpfungsrate auf über 70 Prozent steigern" - Kritik von Opposition.
Obwohl das Bundesland Salzburg am Donnerstag zur "roten Zone" erklärt worden war, werden vorerst keine weiteren Coronamaßnahmen wie Ausreisekontrollen verhängt. Salzburg setzt weiterhin auf Information, Aufklärung und niederschwellige Impfangebote, um die Durchimpfungsrate zu erhöhen. "Damit wir sicher und ohne Lockdown über den Herbst und Winter kommen, müssen wir die Durchimpfungsrate auf über 70 Prozent steigern", erklärte am Freitag LHStv. Christian Stöckl (ÖVP).
Der Gesundheitsreferent hatte gestern kritisiert, dass die "Rot"-Entscheidung der Corona-Ampelkommission nicht kompatibel mit dem Maßnahmenplan der Bundesregierung sei. Er verwies unter anderem auf die niedrige Auslastung der Intensivbetten mit Covid-19-Patienten im Bundesland Salzburg. Am Freitagvormittag befanden sich 52 Covid-19-Patienten im Spital, davon acht auf der Intensivstation.
Zudem werde sehr viel getestet, sagte eine Sprecherin von Stöckl am Freitag zur APA. Auch das Contact Tracing werde sehr ernst genommen. Dabei komme es darauf an, dass die Betroffenen alle Kontakte angeben. Stöckl appellierte an die Bevölkerung, besser am Contact Tracing mitzuarbeiten, weil die Angaben zu Kontaktpersonen fehlerhaft seien.
Die "rote Zone" wird in Salzburg als Warnhinweis verstanden. "Derzeit ändert sich nichts in Salzburg", so die Sprecherin. Das muss aber nicht so bleiben. Falls in einem Bezirk die Durchimpfungsrate zu niedrig sei, könnten dort früher Maßnahmen getroffen werden als in einem Bezirk mit einer höheren Rate.
Indessen kam erneut Kritik von der Oppositionspartei SPÖ. Salzburg sei weit weg davon, Spitzenreiter bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie zu sein, erklärte Klubvorsitzender Michael Wanner. "Gesundheitsreferent Stöckl schafft und schafft es nicht, der hohen Impfskepsis im Land zu begegnen. Dabei könnte man mit kreativen Impfangeboten viel erreichen." Überall dort wo, sich viele Menschen aufhalten, solle es Impfmöglichkeiten geben. Wanner nannte Einkaufszentren, Sportereignisse und Bauernherbstveranstaltungen.
Das beliebte Volksfest in der Stadt Salzburg, der Rupertikirtag, wird nach der Corona bedingten Pause im Vorjahr heuer wieder von 22. bis 26. September veranstaltet. Der Zutritt ist nur mit einer Registrierung und einem 3-G-Nachweis gestattet. Das Fest wegen der steigenden Infektionszahlen abzusagen ist derzeit nicht geplant. "Wenn der Trend anhält, wird es bundesweit aber in Richtung 2-G-Regel gehen", sagte Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) gegenüber der "Kronenzeitung" (Freitagausgabe).
Aktuell sind 64,9 Prozent der Bevölkerung über zwölf Jahre im Land Salzburg vollimmunisiert. "Es wäre uns sehr geholfen, wenn wir 70 Prozent erreichen würden", hieß es aus dem Büro des Gesundheitsreferenten. "Derzeit können wir rund 88 Prozent der Bevölkerung impfen - für die unter Zwölfjährigen gibt es noch keinen Impfstoff." Es gehe darum, die Pandemie in die Schranken zu verweisen, "sonst werden wir eine Welle nach der anderen haben".
Damit sich noch mehr Menschen impfen lassen, werden laut Stöckl niederschwellige Impfangebote ohne Anmeldung im ganzen Land konsequent vorangetrieben, wie derzeit an den Schulen und Universitäten. Bei der Sonder-Impfaktion für Studierende an der FH Salzburg in Puch ließen sich diese Woche 168 Personen immunisieren. Zudem sind zwei Impfbusse im ganzen Land unterwegs, hieß es aus Stöckls Büro. Es werde auch am Land wieder Impftage ohne Anmeldung geben. Eine Impf-Lotterie wie im Burgenland sei aber kein Thema in Salzburg.
Wichtig für die Situation in den kommenden Monaten sei auch die Auffrischungsimpfung, da der Schutz vor allem bei den älteren Menschen mit der Zeit nachlässt. "Wir haben bereits bei den Hochrisikopatienten in den Spitälern und in den Seniorenwohnhäusern damit begonnen", erklärte der Gesundheitsreferent. Ab Oktober seien dann alle anderen mit der Auffrischung an der Reihe, abhängig vom Impfstoff und dem Zeitpunkt der Vollimmunisierung. Wie der aktuelle Todesfall eines Unter-30-Jährigen ungeimpften Patienten zeige, sei Corona nicht nur für die Älteren gefährlich. Jeder sollte sich so schnell wie möglich vollständig immunisieren lassen.
Die Zahl der Covid-Patienten im Spital steigt in Salzburg allmählich an. "Es muss uns bewusst sein, mit der Impfung haben wir den Schlüssel gegen eine schwere Erkrankung in der Hand", sagte Uta Hoppe, Primaria am Universitätsklinikum Salzburg. Todesfälle könnten durch einen rechtzeitigen Schutz verhindert werden. "Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt da, reiflich zu überlegen, ob man sich und sein Umfeld nicht doch mit einer Impfung schützt."
Für nächste Woche werden in Salzburg rund 13.069 Impfdosen von Biontech/Pfizer erwartet, wie das Landesmedienzentrum informierte. Geplant sind 4.000 Erstimpfungen und 1.500 Zweitimpfungen. Für die Auffrischungen in den Seniorenwohnhäusern sind nächste Woche rund 590 Personen vorgemerkt. Bei der Bedarfserhebung an den Salzburger Schulen haben sich 813 Personen gemeldet. Die konkreten Impftermine dafür werden gerade geplant.
Ab 27. September stehen an Salzburgs Kinderbetreuungseinrichtungen PCR-Lutschertests zur Verfügung. Die Lollipop-Tests sind kostenlos und freiwillig und werden vier Wochen lang einmal pro Woche durchgeführt. Laut Bildungsdirektor Rudolf Mair befinden sich im Bundesland Salzburg sieben Schulklassen im Distance-Learning, weil die Schüler entweder einen Quarantäne-Bescheid haben oder verkehrsbeschränkt sind, wie Mair gegenüber dem ORF Salzburg erklärte. Die angekündigte Verordnung des Bundes, dass nicht mehr ganze Klassen abgesondert werden sollen, sei in der Sanitätsdirektion noch nicht eingetroffen, dürfte aber in der kommenden Woche gelten.