ÖSTERREICH war bei Arigonas Geschwistern im dreckigen Flüchtlingslager. Ohne Hoffnung – weil die Politik wieder kein Herz hat.
Gibt es noch Hoffnung für die Geschwister Zogaj, dass sie zu ihrer Mutter nach Oberösterreich kommen? Wie berichtet, flüchteten die vier Kinder zu Fuß vom Kosovo nach Serbien über die Grenze in die EU und stecken zurzeit in einem Lager an der ungarisch-rumänischen Grenze. ÖSTERREICH gelang es, sie zu besuchen.
Wie im Gefängnis
Das Tabor (ungarisch für Lager) in der
65.000 Einwohner-Stadt Bekescsaba erinnert an ein Gefängnis: Drei
Stacheldrahtzäune hintereinander und Wachmänner mit Schlagstöcken
verhindern, dass die Flüchtlinge raus können. Alleinstehende Männer und
Familien sind getrennt untergebracht. Es gibt einen kleinen, schmutzigen
Aufenthaltsraum mit Fernseher und kaputten Sesseln.
Verlegung nach Debrecen
Neben der Eingangstür steht eine
Schaukel. Darauf tollen die zwei jüngsten Zogajs, Albin (9) und Albona (7),
herum, während ihre großen Brüder Alban (18) und Alfred (17) mit einigen der
anderen 250 Flüchtlinge des Lagers fernsehen. In zwei Wochen sollen die vier
Zogajs in ein Lager nach Debrecen verlegt werden.
Kein Aufenthaltstitel
Zumindest die zwei Kleinen sollten schnell
wieder zu ihrer Mutter. Das Problem dabei: Nurie Zogaj hat keinen
„Aufenthaltstitel“ in Österreich, ist also offiziell gar nicht im Land. Das
wäre aber Bedingung, um die Familie wieder zusammenzuführen. Sobald der
Formalakt erledigt ist, würden die ungarischen Behörden die Kinder zu ihrer
Mutter lassen. Das sind die Möglichkeiten:
- ÖVP-Innenministerin Maria Fekter müsste ein humanitäres Bleiberecht für die Mutter aussprechen. In ihrem Büro aber heißt es dazu nur: „Kein Kommentar.“ SPÖ-Nationalratspräsidentin Barbara Prammer ersuchte Fekter, rasch zu helfen. Auch der Menschenrechtssprecher der Grünen, Gunther Trübswasser, bat die Innenministerin und den Bundespräsidenten um Hilfe.
- Der Anwalt der Zogajs, Helmut Blum, will einen weiteren Asylantrag für die Mutter stellen. Der Antrag würde als „Aufenthaltstitel“ gewertet – und könnte sogar durchgehen, weil sich der Gesundheitszustand von Nurie Zogaj in den letzten Monaten drastisch verschlechtert hat.
- Möglich ist auch, dass die Kinder ihren Asylantrag, den sie in Ungarn gestellt haben, wieder zurückziehen, in den Kosovo ausreisen und dort auf ihr Schülervisum warten. Formalitäten verzögern dieses Visum jetzt allerdings schon fast ein Jahr.