Wohnung neu vermietet

Säure-Mord wird zum Behörden-Skandal

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Die Wohnung, in der die Leiche zersägt wurde, ist schon wieder neu vermietet.  Erst nach ÖSTERREICH-Bericht kam die Spurensicherung.

Wien. Nach dem ÖSTERREICH-Bericht, wonach die Ungarin Szilvia P. ihren tunesischen Freund getötet und zerstückelt haben soll, ist spät aber doch endlich die Kripo vor Ort. Die Wohnung wird seit Sonntag bereits wieder vermietet – die Unterkunft, in der die Leiche zersägt wurde.

Versäumnis der ungarischen Behörden

Hinweise auf Wien gibt es seit drei Wochen, das Geständnis ist seit mehr als einer Woche unter Dach und Fach – doch fand sich bis Mittwoch, 3. April, kein ungarischer Kriminalist, der nach Wien fuhr, um die Angaben der Frau zu prüfen. Immerhin stellt sich die Frage, ob es Komplizen geben könnte – oder ob die Horror-Tat vielleicht ein ganz anderer aus­geführt haben könnte …

Nur leider erteilte die hiesige Staatsanwaltschaft keinen Erhebungsauftrag an die erfahrenen Wiener Ermittler – mit der Bitte, den Kollegen aus Ungarn auszuhelfen. Erst als ÖSTERREICH am Mittwoch aufdeckte, dass die Horror-Wohnung mittlerweile wieder saniert und blitzsauber an neue Mieter übergeben wurde, war Feuer am Dach. Ob die am Donnerstag eilends in die Abelegasse geschickte Tatortgruppe hier noch Spuren vorfindet, ist indes mehr als fraglich …

Wie berichtet, gestand eine junge Ungarin, ihren Freund Ashref K., mit dem sie seit dem vorigen Sommer im 16. Bezirk beim Gürtel eine Wohnung hatte, im Zuge eines Handgemenges „in Notwehr“ getötet zu haben. Behauptet sie. An­geblich, weil er zuvor auf sie losgegangen und schon mehrmals gewalttätig gegen Szilvia P. (27) gewesen sei.

Horror Mord Säure Aufgelöst abelegasse Wien ottakring
© TZOE/Artner

Horror Mord Säure Aufgelöst abelegasse Wien ottakring
© TZOE/Artner

Nachbarn packen aus

In der Nachbarschaft sitzt der Schock tief. oe24.TV hörte sich bei Anrainern um, wie die Stimmung in dem Wohnhaus nahe der Ottakringer Brauerei nun ist und was sie womöglich von der Horror-Tat mitbekommen haben.

Säure-Mord wird zum Behörden-Skandal
© oe24.TV
Nachbar Gernot U. im Interview.

Gernot U.: "So etwas kennt man normalerweise nur aus Filmen"

oe24.TV: Herr Gernot U., Sie sind auch Mieter in diesem Wohnhaus hier, in der Abelegasse 25, Sie sind im ersten Stock, der Mord ist im zweiten Stock passiert. Sie sind der direkte Mieter drunter, was haben Sie denn mitbekommen, haben Sie irgendwann mal was gehört aus der Wohnung, oder kennen Sie den Mieter?

Gernot U.: „Kennen nicht, aber beim Aus- und Eingehen hab ich ihn schon gesehen manchmal. Aber wie ich das jetzt erfahren habe, echt heftig.“

oe24.TV: Was denkt man da, wenn man da mitbekommt, dass da eine offenbar 27-jährige verrückte Frau ihren Lover umbringt, dann zerstückelt und dann irgendwie auch noch versucht, die Leiche in Säure aufzulösen?

Gernot U.: „Das ist jetzt eine gute Frage, ich sage einmal, heftig. Kleiner Schock, wenn man sich denkt, da wohnt man, dann eine Mörderin da, so was kennt man normalerweise nur in den Filmen.“

oe24.TV: Jetzt ist es auch so, dass es Gerüchte gibt, dass die 27-Jährige da noch irgendwie einen Ex-Lover gehabt hätte, der möglicherweise da involviert ist. Haben Sie irgendwas mitbekommen von Streitigkeiten oder dass es auch mal laut geworden ist? Haben Sie irgendetwas Verdächtiges aus dieser Wohnung einmal mitbekommen, vielleicht auch etwas, das mit Drogen zu tun hatte, oder so etwas in die Richtung?

Gernot U.: „Es hat öfters gestunken nach Weed, sehr arg gestunken. Streit war auf jeden Fall oft, das habe ich oft gehört. Ich muss sagen, in dem Bau wird immer über irgendwas gestritten, lauter Volltrott** ganz ehrlich.“

oe24.TV: Aber umso tragischer, dass das eben so schrecklich endete, dass es da zu einem Mord kommt, und das in der direkten Nachbarschaft... Wie geht man denn damit um?

Gernot U.: „Man kann es nicht ändern, also es ist passiert, es gibt kranke Menschen auf der Welt, das wissen wir alle, zu viele. Aber dass es halt in dem Bau ist, wo man halt wohnt, man denkt sich dann schon, arge Geschichte.

Säure-Mord wird zum Behörden-Skandal
© oe24.TV
Der zweite Nachbar Marcel V. im Interview.

Marcel: "Alle paar Monate kommen neue Leute"

oe24.TV: Jetzt ist es auch schon so, dass neue Mieter eingezogen sind am Sonntag, die in diese Wohnung hineingekommen sind. Gerade jetzt ist die Kriminalpolizei da und ermittelt vor Ort, aber Ihnen wäre nie etwas aufgefallen, dass man da irgendwas gehört hätte, Streitereien?

Marcel V.: „Nein. Es ist ziemlich ruhig da am Abend, und es ist immer ruhig.“

oe24.TV: Hin und wieder kommen neue Leute hinein, ist das hier sehr üblich, dass hohe Fluktuation bei den Mietern ist, dass immer wieder Leute ausziehen und einziehen?

Marcel V.:  „Ja, alle paar Monate kommen neue Leute. Unter mir auch noch eine Dame, noch ein Herr, paar Monate bleibt jemand da und dann geht er weg und es kommt jemand anderer. Da unten auch, oben auch.“

oe24.TV: Das heißt, man bekommt auch nicht unbedingt viel mit und hat nicht viel Kontakt zum Nachbarn?

Marcel V.:  „Einmal war die Polizei da, hat bei mir nachgefragt, wo der Nachbar unter mir ist, angeblich hat er was gemacht. Sie sind verschwunden, ich habe keine Ahnung, wo sie sind, dann ist jemand anderer eingezogen.“

Säure-Mord wird zum Behörden-Skandal
© oe24.TV

Video zum Thema: Mord-Wohnung wieder vermietet: Interviews

Opfer-Familie fordert 
lückenlose Aufklärung

Dem widersprechen die ­hinterbliebenen Verwandten des aus Jendouba in Tunesien stammenden Mordopfers vehement: „Ashref war strikt gegen Gewalt und wer das Gegenteil behauptet, lügt.“ Die Familie drängt jetzt massiv darauf, dass die Bluttat restlos aufgeklärt wird, da es noch jede Menge Ungereimtheiten geben würde:

Gerüchte von Ex-Freund und verschwundenem Geld

So glaubt kaum jemand, dass die 27-Jährige – die bei der Entsorgung in Ungarn Hilfe durch ihre Mutter hatte – die Tat in Wien ganz im Alleingang getätigt habe. Gerüchte von einem enttäuschten, rasend eifersüchtigen rumänischen Ex-Freund machen in Wien die Runde. Erzählt wird von einem Cousin des Opfers auch, dass „alles Geld von Ashref“ verschwunden sei.
 
Dass die Bluttat in einem Altbau in Ottakring mitnichten Notwehr, sondern ein eiskalter Mord mit involvierten Komplizen gewesen sein könnte – dafür spricht, dass man nicht die Polizei rief (die anhand der Spuren das Verbrechen schnell als solches entlarvt hätte), sondern, dass der Tote in der Wohnung vermutlich mit einem Elektromesser zerstückelt wurde. Wobei auch hier die meisten davon ausgehen, dass die Frau das unmöglich allein geschafft haben kann.
 
Noch unglaublicher: Nachdem sie die in Handtücher ­eines Wiener Hotels gewickelte und in Plastiksäcke verstaute Leichenteile in Koffer und Reisetaschen gab, organisierte sie sich über eine ungarische Mitfahrzentrale, die auch Chauffeure in Wien hat, eine Mitfahrgelegenheit. Und der Lenker will nicht bemerkt ­haben, dass die Frau total nervös war, vielleicht Blut aus ­einem Koffer tropfte oder sich sonstige Merkwürdigkeiten ereigneten? Bekam der Mann zusätzlich zum Fuhr- auch noch Schweigegeld? Oder war auch er ein Komplize? (kor)
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