Die Patientin flüchtete vor KAV

Trotz Tumor im Gehirn: 105 Tage Wartezeit auf OP

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Offizielles Schreiben der Stadt bestätigt irre Wartezeit auf Gehirn-Operation.

Wien. Das Wiener Gesundheitssystem hat wieder einmal ein Problem mit einem Whistle Blower: In einem Schreiben an Volksanwalt Bernhard Achitz liefert die Magistratsdirektion, Gruppe Interne Revision und Compliance, ein Beispiel für die besonders zynische „Administration“ bitterer menschlicher Schicksale – dieses erschütternde Geständnis wurde jetzt ÖSTERREICH zugespielt.

Eine Wienerin (Name der Redaktion bekannt) ging am 10. Jänner 2019 ins Krankenhaus Rudolfsstifung. Die Diagnose: Ein langsam wachsender Gehirntumor, der millimeterweise im Schädelinneren das Gehirn der Frau verdrängt.

Keine Dringlichkeit. Wohl wissend, was dieses Schicksal für die Patientin bedeutet, wurde der 25. April – also 105 Tage danach – als OP-Termin festgelegt. Die – kaum an Zynismus zu überbietende – Begründung für die Wartezeit: Da der Tumor langsam wachse, sei keine Dringlichkeit gegeben.

Das Geständnis. Außerdem, so die amtliche Stellungnahme weiter: „Bei vergleichbaren Operationen beträgt die Wartezeit in Wien ohnehin immer 12 bis 14 Wochen“, also tatsächlich fast 100 Tage. Womit die Stadt Wien erstmals offiziell ein Geständnis ablegt, dass offenbar Tumorkranke in der Stadt mit der angeblich besten medizinischen Versorgung der Welt monatelang auf einen OP-Termin warten müssen.

Und das ist noch nicht alles: Es wird weiters angemerkt, dass für das AKH und das SMZ Ost gar keine Daten bezüglich Wartezeiten auf Tumor-Operationen am Gehirn vorliegen.

Patientin flüchtete. Als schließlich der KAV doch noch – zufällig – einen Operationstermin im März anbieten konnte, war die Patientin längst am Weg der Besserung. Sie war aus den Armen des KAV geflüchtet, und hatte sich anderweitig operieren lassen...

„Zynismus pur“. VP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec, von ÖSTERREICH auf diese Vorfälle angesprochen, erklärt: „Diese Wartezeiten sind völlig unzumutbar. Schuld daran ist nicht das völlig überlastete Spitalspersonal, sondern die Politik. Die hat bisher aber nur die offizielle Transparenzliste der OP-Wartezeiten offline genommen. Das ist Zynismus pur.“

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