Wien

Bandenchef gesteht 16 Raubüberfälle

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Seit 2004 hat eine moldawische Bande Banken und Juweliere überfallen.

Seit 2010 war man den Tätern auf der Spur, Festnahmen und Verurteilungen folgten. Nur der Kopf der Bande fehlte - bis 6. Oktober 2014: Da klickten für den 29-jährigen Ion T. die Handschellen, berichtete der stellvertretende Leiter des Landeskriminalamtes, Oberst Michael Mimra, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.

In Ottakring gestellt
Der Bandenchef wurde bei einem Einbruchsdiebstahl in Ottakring gestellt. Der Großteil seiner Komplizen war zu diesem Zeitpunkt bereits verurteilt, was den 29-Jährigen nicht daran hinderte, erneut in Wien kriminell tätig zu werden. "Er hatte bei seiner Festnahme eine gefälschte ukrainische Identität", sagte Oberstleutnant Robert Klug - seine Fingerabdrücke überführten den Mann dann aber schnell.

Ein bewaffneter Überfall auf eine Filiale der Volksbank in Favoriten im Februar 2010, an dem vier Personen beteiligt waren, leitete das Ende der Bande ein, die bis Ende 2013 nachweislich insgesamt 16 schwere Raubüberfälle und drei Einbruchsdiebstähle mit einer Gesamtschadenssumme von mehr als 500.000 Euro begangen hatte. "Die Täter verstauten bei diesem Raub ihre Beute in Gefriertragetaschen", so Klug. Eine davon konnten die Ermittler samt Fingerabrücken sicherstellen.

Immer bewaffnet
Die Bande konnte 2010 dann noch vier weitere Überfälle begehen, zwei Banken, ein Juwelier und ein Lebensmittelgeschäft waren die Tatorte, ehe es zu den ersten Festnahmen kam. "Die Täter waren bei den Überfällen immer bewaffnet, bei einem Bankraub in der Thaliastraße wurde auch einmal geschossen", sagte Klug.

Insgesamt sieben identifizierte Täter gingen den Fahndern des Landeskriminalamts Wien - Gruppe Fichtenbauer - nach und nach ins Netz. Bis auf Ion T. und einen Verdächtigen, der in der Republik Moldau noch in Auslieferungshaft sitzt, sind inzwischen auch alle verurteilt. Bis zu neun Jahre Haft wurden ausgesprochen, zwei Verurteilte sind inzwischen wieder auf freiem Fuß.

Ermittlungen noch nicht am Ende
So etwa eine Wienerin, die im April 2011 im Alter von 21 Jahren zu dreieinhalb Jahren unbedingter Haft verurteilt wurde, nachdem sie sich aus Liebe zu einem der Täter an mehreren Banküberfällen beteiligt hatte. Sie half bis zur ihrer Festnahme unter anderem beim Auskundschaften der Tatorte.

Im Juli 2013 endete dann vorerst für einen 26-Jährigen die kriminelle Karriere, nachdem er kurz nach einem Überfall auf einen Juwelier in der Klosterneuburger Straße in Brigittenau erwischt worden war. Drei unbekannten Mittätern gelang damals jedoch die Flucht.

Die Festnahme von Ion T. 2014 erwies sich für die Beamten jedenfalls als äußerst aufschlussreich. "Der Verdächtige hat nach wochenlanger intensiver Befragung insgesamt neun noch ungeklärte Delikte gestanden", berichtete Oberst Mimra. In Summe wurden so elf Banküberfälle, verübt im Zeitraum 2004 bis 2010, drei Juwelierüberfälle (2009 bis 2013), zwei Überfälle auf Lebensmittelfilialen, ein Wohnhauseinbruch in Klingenbach, je ein Einbruch in eine Postpartnerfiliale und in ein Geschäft geklärt. Ebenfalls hat T. den Strafbestand der Hehlerei gestanden.

Die Ermittlungen sind noch nicht zu Ende, so Mimra, denn man erwarte sich auch vom am 26. Oktober bisher letzten verhafteten Verdächtigen, der bald aus Moldau nach Österreich überführt wird, einige neue Erkenntnisse

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