Versicherungen, Banken und Senioren wurden von den Gaunern geprellt.
Fingierte Einbruchsdiebstähle, erschlichene Kredite, Scheinanstellungen, geprellte Senioren: Die Wiener Polizei hat eine Betrügergruppe dingfest gemacht, die mit einer ganzen Palette unterschiedlicher Taten einen Schaden von mindestens einer Million Euro angerichtet hat. Elf von zwölf Verdächtigen wurden verhaftet. Das gaben die Ermittler am Mittwoch bei einer Pressekonferenz bekannt.
Versicherung brachte Fall ins Rollen
Ins Rollen gekommen waren die Ermittlungen im Dezember durch eine Versicherung, die für Schäden nach Wohnungseinbrüchen hätte zahlen sollen. Kriminaltechniker stellten fest, dass die Angaben der angeblichen Opfer, also der Versicherten, nicht mit den Spurenlage übereinstimmten. Tatsächlich war es so, dass die vermeintlich Geschädigten ihre Wohnungen selbst verwüstet hatten. Um die Schadenssumme in die Höhe zu treiben, wurden Goldmünzen und Schmuck als gestohlen gemeldet, die nur zum Zweck des Versicherungsbetrugs gekauft und heimlich wieder weiterveräußert worden waren.
Bei den Ermittlungen in bisher elf derartigen Fällen stießen die Kriminalbeamten auf vorläufig 30 Fälle von Kreditbetrug. Dabei ging es um Darlehen in der Höhe von jeweils 25.000 bis 30.000 Euro, die auf Basis von Scheinarbeitsverträgen beantragt wurden. Zwei Bankangestellte haben nach Erkenntnissen der Ermittler dafür gesorgt, dass die Kreditanträge "gepasst" haben, also akzeptiert wurden. Die Arbeitsverträge wurden innerhalb der Betrügergruppe ausgestellt.
Darüber hinaus werden der Gruppierung bisher mehrere Fälle von Betrügereien nachgewiesen, bei denen die Täter sich mit dem sogenannten Teppichtrick Zugang zu Senioren verschaffen: Dabei werden minderwertige Exemplare zu überhöhten Preisen meistens an der Wohnungstür offeriert. Im konkreten Fall schafften es die Täter laut Ermittlern, sich das Vertrauen ihrer Opfer zu erschleichen, täuschten persönliche Notlagen vor und lockten den alten Leuten mit dieser Masche Geld heraus.
Drahtzieher verhaftet
Als Drahtzieher bezeichnen die Ermittler einen 58-Jährigen, der vor einigen Jahren wegen einschlägiger Delikte zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden war. Nun sei er "in beratender Funktion tätig gewesen", sagte Chefinspektor Christian Toth. Am 24. Juli wurden in Wien 19 Hausdurchsuchungen durchgeführt, bei denen elf von zwölf Mitglieder der Gruppierung festgenommen wurden. Nach einem weiteren wird noch gesucht. Die Ermittlungen der Polizei werden fortgesetzt, die Schadenssummer könnte sich noch erhöhen.
Die mutmaßlichen Täter stammen nach Angaben der Polizei aus dem ehemaligen Jugoslawien bzw. aus Serbien und gehören einer mobilen ethnischen Minderheit an. Der als Haupttäter bezeichnete 58-Jährige lebt seit Jahrzehnten in Österreich und war bereits mehrfach im Fokus polizeilicher Ermittlungen.