Am Dienstag wurden mitten auf der Straße zwei Leichen entdeckt. Jetzt kommen immer neue Details ans Licht.
Kurz vor halb 11 Uhr am Vormittag gellten plötzlich Schüsse durch die Rienößlgasse mitten im Zentrum Wiens bei einem beliebten Bier-Lokal, das gerade mit dem Mittagsgeschäft starten wollte. Ein Zeuge saß am Laptop am offenen Fenster und sah von oben zwei Menschen umfallen und in einer Blutlache liegen. Zwei weitere Zeugen erlebten die schrecklichen Szenen hautnah mit.
Beziehungsdrama
Laut oe24.TV-Informationen dürfte es sich um eine Beziehungstat gehandelt haben – wobei der spätere Todesschütze, der sich auch selbst richtete, die Trennung nicht verkraftete und sich große Wut in ihm aufgestaut hatte. Die spektakuläre Bluttat inklusive seines eigenen Todes dürfte der Mann genau und eiskalt geplant haben.
Wie mittlerweile die Polizei bestätigt, wurde der mutmaßliche Killer bereits am 9. Mai wegen schwerer Nötigung angezeigt. In der Folge wurde ein Betretungsverbot für die Wohnung seines Opfers verhängt. Außerdem wurde auch ein Waffenverbot gegen ihn verhängt.
Frau hinterlässt Sohn
Besonders tragisch: Die ermordete Serbin Sandra D. (35) hinterlässt einen 11-jährigen Sohn Lazar.
Kennengelernt hat die 35-Jährige ihren Mörder über Facebook. Ihre Beziehung hielt rund ein Jahr, war zuletzt aber am Ende. Laut Informationen soll der 38-Jährige vor einigen Wochen versucht haben, sich umzubringen, um der Zahnarzthelferin zu drohen.
Zeugen alarmierten Polizei
Die Tat ereignete sich im Bezirk Wieden. Den Zeugenberichten zufolge gab der Mann mehrere Schüsse auf die Frau ab, ehe er die Waffe gegen sich selbst richtete. "Ein Taxifahrer dürfte das Geschehen direkt mitbekommen haben, er fuhr durch die Gasse und hat die Tat genau beobachtet", sagte Polizeisprecher Daniel Fürst.
Die beiden Zeugen alarmierten die Polizei, diese wiederum die Rettung. Für die beiden Personen kam jedoch jede Hilfe zu spät, hieß es von der Wiener Berufsrettung. Die Schusswaffe wurde von der Polizei sichergestellt.
Zufahrten abgeriegelt
Die Rienößlgasse war nach der Tat komplett gesperrt, auch die Zufahrten wurden von der Polizei abgeriegelt. Medienvertreter und Schaulustige versammelten sich rund um den Tatort. Die Leichen wurden gegen 14.00 Uhr abtransportiert.
Mehrere Schüsse
Wie viele Schüsse genau abgegeben wurden, konnte Polizeisprecher Fürst am frühen Dienstagnachmittag noch nicht sagen. Auch zum Tathergang oder zum Motiv gab es vorerst keine Informationen.
Eine junge Frau, die in der Nähe des Tatorts wohnt, berichtete von "drei bis vier" Schüssen. Sie wollte zu dem Zeitpunkt gerade einkaufen gehen. "Ich kam runter und die Polizei schrie mich an, dass ich zurückgehen soll. Davor habe ich ein paar Schüsse gehört - aber da wusste ich noch gar nicht, dass es Schüsse sind." Obwohl die Frau sofort wieder umdrehte, sah sie noch "die Leiche des Mannes auf der Straße liegen".
Ein Bauarbeiter, der während des Vorfalls auf einer Baustelle in der angrenzenden Waaggasse beschäftigt war, sprach von "zwei bis drei Schüssen". Gesehen habe er nichts, berichtete er. "Gehört habe ich auch nichts, keinen Streit oder so", sagte der Mann.
Schule in der Nähe
"Hoffentlich haben die Kinder das nicht gesehen", äußerte sich eine Passantin im Hinblick auf eine nahe gelegene Schule besorgt. "Mir kommt vor, das häuft sich in letzter Zeit", sagte ein anderer Passant, der an der Absperrung der Polizei vorbeiging.
15 Morde in Wien
Laut Polizeiangaben wurden 2018 bereits 15 Menschen Opfer von Tötungsdelikten. Im Vorjahr waren es im gesamten Jahr insgesamt 20 Mordopfer gewesen, 2016 gab es 16 Morde, 2015 waren es 20. Im Jahr 2014 war die Zahl der Tötungsdelikte mit neun die niedrigste in der Bundeshauptstadt seit 1955.
Polizeisprecher: "Mann gab mehrere Schüsse ab"
Blutiges 2018: Heuer bereits 32 Mordopfer
- Motiv Eifersucht: Die meisten Opfer sind Frauen. Oft spielt Eifersucht eine Rolle, aber auch undefinierte Wut, wie beim jugendlichen Mörder der kleinen Hadishat vor zwei Wochen. Meistens sind es aber Beziehungsdramen.
- Messer als Mordwaffe: Immer öfter stechen die Täter auf ihre Opfer ein. Zwischen 2007 und 2016 stieg die Zahl der angezeigten Messerangriffe von 189 auf 743, eine Steigerung auf das Vierfache.