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Obdachlosen-Killer

Geständnis nur eiskalte Berechnung?

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Hat der 17-jährige, der zugegeben hat, mindesten zwei Menschen erstochen und eine im Park schlafende Frau schwer verletzt zu haben, nur deshalb ausgepackt, um mit einer viel milderen (Jugend-)Strafe davonzukommen?

Wien. Der Verdacht, aus reiner Berechnung tabula rasa gemacht zu haben, liegt jedenfalls auf der Hand: Laut oe24-Infos gestand der verdächtige Teenie-Täter nämlich alles vor allem deshalb, damit er nicht in 10 oder 15 Jahren erwischt oder belangt werden und dann vor einem völlig verpfuschten Leben stehen würde. Wenn er dagegen jetzt ins Gefängnis käme, bestünde die Chance, später doch noch einmal ein geregeltes Dasein führen zu können: „Er bereut seine Taten zutiefst.“ Sagt sein Anwalt. Andere sehen darin aber eine eiskalte (Be-)Rechnung, jetzt als Teenager mit einer milderen Strafe davonzukommen als später als Erwachsener.

Was genau zutrifft, ist eine der vielen Fragen, die vor Gericht noch zu klären sind. Laut Jugendstrafrecht drohen dem Burschen für die beiden mutmaßliche Messermorde (als er übrigens noch 16 war) statt lebenslang  nur bis zu 15 Jahre Haft. Allerdings weist sein Verhalten und alle Erklärungen von innerem Zwang, Unruhe, Traurigkeit sowie die Art und Weise seiner Attacken doch auf gewisse psycho- oder soziopathische Züge hin, die eine zusätzliche Unterbringung von bis zu 10 Jahren in einer forensisch-therapeutischen Einrichtung mit sich ziehen könnten. Auch sein Auftreten vor Gericht am Mittwoch wegen eines Gewaltexzesses gegen seine eigene Mutter weist in diese Richtung: ein Dauergrinsen beim Gang mit Badeschlapfen und blauem Hoodie durch das Presse-Blitzgewitter am Weg den Gerichtssaal, ebendort ein Gähnen und Lümmeln und Verhöhnen der Justiz.

Was empfindet der junge Mann überhaupt, was wird der Gerichtspsychiater herausfinden?  Der Fall des Obdachlosen-Killers wird uns noch lange beschäftigen.

Für den jungen Wiener gilt die Unschuldsvermutung.  

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