Frau packt über Zustände am Reumannplatz aus

Verkäuferin: ''Ich habe Angst, in der Filiale zu arbeiten''

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ÖSTERREICH sprach mit der Angestellten über den Alltag am Brennpunkt in Wien-Favoriten.

Wenn Frau Angela Janzer morgens um 3.30 Uhr zu ihrem Arbeitsplatz, der Felber-Filiale beim Reumannplatz, fährt, muss sie ihr Mann begleiten. „Ich habe Angst alleine in die Arbeit zu fahren und abends beim Zusperren“, erzählt Janzer. Dann legt sie los.

Schläge & Beschimpfungen

Ein Angriff im Sommer ist Janzer deutlich in Erinnerung. Der Grund: Sie hatte zwei Männer gebeten, ihre Cola-Becher wegzuräumen, die sie auf die Tische im Schanigarten gestellt hatten. Es war 17 Uhr und Frau Janzer wollte gerade den Außenbereich schließen. „Die Männer haben die vollen Becher nach mir geworfen und gerufen ‚Räum‘ das selber weg, du Hure‘. Einer hat mich in die Kniekehle getreten und zu Boden gestoßen.“

''Habe Angst'': Verkäuferin packt über Zustände am Reumannplatz aus
© TZOE/Larissa Eckhardt
× ''Habe Angst'': Verkäuferin packt über Zustände am Reumannplatz aus
Scheibe wurde zu Silvester eingeschlagen

"Was bringt denn eine Anzeige gegen Anonym?"

Ob sie das bei der Polizei angezeigt hat. „Ja, aber was bringt denn eine Anzeige gegen anonym?“, fragt Janzer, die schon seit 5 Jahren in der Filiale arbeitet. Mittlerweile gebe es jeden Tag irgendeine Schlägerei. „Vor drei Monaten ist ein Mann mit einem Elektroschocker attackiert worden. Ich habe ihm Erste Hilfe geleistet. Aus der Entfernung haben die Täter eine Halsabschneide-Bewegung mit der Hand gemacht. Zwei Wochen später war meine Vespa zerkratzt. Ein Zufall, frage ich mich? Sie war ein Geburtstagsgeschenk von meinem Mann. Der Schaden betrug 1.300 Euro.“ Und: „Vor Silvester haben Männer den Maronistand vor der Filiale umgeworfen und uns den Wolfsgruß gezeigt. Es sind immer dieselben.“ Einmal hat Frau Janzer den Bezirksvorsteher darauf angesprochen. „Dann wurde zwei Tage kontrolliert. Kaum waren die Streifen aber weg, standen die Männer wieder da und belästigten Leute.“ Zu Silvester zählte ihre Filiale zu den beschädigten Geschäftslokalen.

Felber-Chefin: "Wichtig zu differenzieren"

„Meine Damen haben mich angefleht, sie in eine andere Filiale zu verlegen“, sagt Doris Felber, Chefin der Felber-Bäckerei. Die Geschäftsfrau betont, dass sie selbst Mitarbeiter aus 30 Nationen beschäftigt. Das solle zeigen, dass es auch viele Menschen gibt, die sehr wohl ihren gesellschaftlichen Beitrag leisten. Hier sei es wichtig zu differenzieren.

Aktion als "Zeichen des Zusammenhalts"

Als „Zeichen des Zusammenhalts“ verlängert Doris Felber bis heute die Aktion von -30% auf alle Brote in der Filiale am Reumannplatz. Larissa Eckhardt

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