In den überfüllten Gefängnissen steigt die Zahl der Übergriffe aggressiver Häftlinge.
Ein junger Tschetschene zog eine Spur der Verwüstung durch Österreichs Haftanstalten. In Leoben (Steiermark) verletzte er zwei Justizwachebeamte, nach seiner Verlegung nach Graz-Karlau randalierte der Mann derart, dass fünf Beamte verletzt wurden, einer schwer. Jetzt sitzt er in Garsten im Sicherheitstrakt.
Tatsache
Österreichs Gefängnisse werden zu tickenden Zeitbomben, wie ein Bericht der Volksanwaltschaft zeigt: Zu wenig Personal bei der Justizwache und überfüllte Zellen – so teilen sich in der riesigen, stark überfüllten Justizanstalt Josefstadt bis zu zehn Häftlinge eine Zelle, die nur für fünf gebaut wurde. Dazu kommt eine steigende Zahl an Zuwanderern, wie Tschetschenen und Afghanen. Hatte es 2014 noch 47 Übergriffe gegeben, so waren es 2017 schon 187. 81 Beamte wurden verletzt, 2016 waren es noch 60. Die Zahl der Krankenstände in der überlasteten Justizwache explodiert.
Personalvertreter Christian Kircher (FSG) und Volksanwältin Gertrude Brinek wünschen sich vor allem mehr Personal (siehe Interview). „Wie bei der Polizei bringt es etwas, wenn wir ganz massiv mit vielen Leuten auftreten“, so Kircher. Zudem müsse es effektivere Zwangsmaßnahmen, wie Absonderungshaft, geben, „um die 2 bis 3 % wirklicher Problemfälle in den Griff zu bekommen“, sagte Kircher. Brinek kritisiert vor allem die langen Einschlusszeiten: So gehe die Zellentür aus Personalmangel in der Josefstadt schon um 15 Uhr zu – pro Tag gebe es eine Stunde Hofgang, wenn überhaupt: „Indiskutabel.“
Mehr Personal
Vollzugs-Generaldirektor Erich Mayer kontert: Die Josefstadt sei ein Spezialfall – es gebe wegen der vielen U-Haft-Fälle einen großen Häftlingsumschlag. Zudem komme ja mehr Personal, 170 Dienstposten seien fix.