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4-Jähriger bei Klimastreik

Ist das Österreichs jüngster Klima-Aktivist?

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Laut Veranstalter nahmen allein in Wien über 25.000 Peronen am Klima-Streik teil – darunter auch der 4-jährige Theo.


Unter dem Motto "Morgen ist zu spät" hat die Umweltbewegung "Fridays For Future" (FFF) zum mittlerweile zwölften weltweiten Klimastreik aufgerufen. FFF zählten mehr als 30.000 Menschen auf Österreichs Straßen, Demonstrationen gab es in allen Bundesländern bis auf das Burgenland. Die meisten Menschen waren in Wien dabei, für die Bundeshauptstadt meldeten die Veranstalter mehr als 25.000 Personen. 

Der wohl jüngste Klima-Aktivist war dabei Theo (4), der an der Seite seines Vaters am Klimastreik teilnahm. "Ohne Bäume kann man nicht leben, nämlich Bäume machen Sauerstoff", erklärte der Vierjährige im oe24.TV-Interview. Er will den Erwachsenen sagen "dass man weniger Autofahren soll und dass man weniger Fliegen soll".

 

Die Route in Wien startete pünktlich um 12.30 Uhr vom Maria-Theresien-Platz in Richtung der Parteizentralen der ÖVP und der Grünen, um dann zum Ballhausplatz weiter zu ziehen. Insbesondere das seit rund 800 Tagen ausständige Klimaschutzgesetz ist allen heimischen Aktivistinnen und Aktivisten ein Anliegen. "Es ist viel zu heiß, es hat zwölf Grad in Wien", hieß es in einem Redebeitrag, "runter mit der Hitze, hoch für den Klimaschutz", skandierten die großteils jungen Teilnehmenden. Von der Landespolizeidirektion Wien gab es wie zuletzt keine Schätzung bezüglich der Teilnehmerzahlen, auch Zwischenfälle wurden keine vermeldet. Der Demozug war jedenfalls sehr lange, als die letzten Menschen am Maria-Theresien-Platz weggingen, war die Spitze bereits bei der ÖVP-Bundesparteizentrale in der Lichtenfelsgasse und buhte laut. Die Schlusskundgebung fand am Ballhausplatz statt und verzögerte sich, weil nicht alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischen Bundeskanzleramt, Heldenplatz und Hofburg Platz fanden.

Alte und Junge beim Klimastreik

Nicht nur die junge Generation setzte sich erneut gegen die Klimakrise ein: "Ich bin Oma und kämpfe hier für meine Enkel", sagte etwa eine Frau beim Klimastreik in Bregenz. Unter den Demonstranten ganz im Westen fanden sich auch Initiativen gegen Vorarlberger Verkehrsprojekte, etwa die S18 und die Tunnelspinne, sowie Befürworter der Verkehrswende. Die Kundgebung vor dem Landhaus begann dann mit rund 15 Minuten Verspätung, die Polizei zählte in einer ersten Schätzung 400 bis 500 Teilnehmer.

In Klagenfurt hat der Klimastreik so viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer angelockt, wie schon lange nicht mehr. Über 200 Personen, bei weitem nicht alle im Schulalter, nahmen an der Kundgebung und dem Marsch durch die Innenstadt teil. Darunter waren auch Klimaschutzministerin Leonore Gewessler und Johannes Rauch (beide Grüne) sowie NEOS-Bundesparteichefin Beate Meinl-Reisinger. Sie leisteten ihren Kärntner Parteien für die Landtagswahl am kommenden Sonntag Schützenhilfe. Bei nasskaltem Wetter hatten sich zuerst Vertreter von "Scientists For Future" vor dem Lindwurm eingefunden: Sie warnten in ihren Redebeiträgen eindringlich vor den Folgen des Klimawandels.

In Niederösterreich wurde am Hauptplatz in Mistelbach gestreikt. Gestartet wurde um fünf vor zwölf Uhr. An der von der FFF-Gruppe Mistelbach organisierten Kundgebung nahmen nach Polizeiangaben rund 200 Personen teil. Andere FFF-Gruppen aus Niederösterreich beteiligten sich jedoch am Klimastreik in Wien.

Beim Linzer Hauptbahnhof begab man sich symbolisch verspätet auf den Weg, denn "jedes Jahr sieben Prozent CO2 weniger, dann würde es klappen. Deshalb startet der Zug in Linz heute um 12.07 Uhr", sagte ein FFF-Sprecher. Raus aus Gas und Öl, Windkraftausbau, Mobilitätswende, pflanzliche Ernährung könnten entscheidende Bausteine sein.

Während der Klimastreik in der Tiroler Bezirkshauptstadt Kufstein bereits gegen Mittag startete, setzte sich der Demonstrationszug in der Landeshauptstadt Innsbruck erst gegen 14.00 Uhr in Bewegung. Rund 1.100 vorwiegend junge Menschen - Schülerinnen und Schüler, Studierende, aber auch "Parents for Future" waren dabei - trafen sich vor der Innsbrucker Universität am Innrain und setzten sich lautstark für die Umwelt ein. Gefordert wurde unter anderem ein Klimaschutzgesetz.

"Morgen ist zu spät" war etwa am Kopf des Demozuges auf einem großen Transparent der "Fridays for Future" zu lesen. Einige Teilnehmer wiesen auf ihrem Weg über den Südring zum Innsbrucker Landhausplatz auf "gescheiterte Umweltabkommen" wie Agenda 21, Kyoto Protokoll und das Pariser Klimabkommen hin und zählten "sterbende Gletscher" auf. Andere wiederum forderten "Stadt für Kinder statt für Autos". Begleitet wurden die Demonstrierenden wie üblich vom Street Noise Orchestra, das für gute Stimmung sorgte.

In Salzburg startete der Klimastreik um 15.00 Uhr, weil die Initiatoren auch Menschen im Arbeitsleben die Teilnahme ermöglichen wollten. Im wenig demonstrationserprobten Salzburg beteiligten sich laut APA-Zählung mindestens 900, wenn nicht mehr Demonstrierende an der Forderung für mehr Klimaschutz. Die Proteste standen heute ganz im Motto der bevorstehenden Landtagswahl am 23. April. "Landtagswahl ist Klimawahl", skandierten die Teilnehmer und forderten, dass Salzburg bereits im Jahr 2040 klimaneutral sein müsse - und nicht erst wie geplant 2050. "Es braucht zudem Mechanismen, die garantierten, dass Ziele auch eingehalten werden und nicht ohne Konsequenzen verfehlt werden können", sagte ein FFF-Aktivist zur APA. Er kündigte vor der Wahl eine Reihe von Aktionen und eine Podiumsdiskussion mit den Spitzenkandidaten an.

#TomorrowIsTooLate 

#TomorrowIsTooLate lautet der internationale Hashtag für den mittlerweile zwölften Klimastreik. Angekündigt waren Hunderte Demonstrationen und Kundgebungen auf allen Kontinenten. Die internationale FFF-Webpräsenz listet zahlreiche Gründe für den Protest auf: "Vom Kampf gegen Fracking in den indigenen Gebieten des Esto'k Gna-Stammes in Nordamerika über den lokalen Widerstand in Huasteca Potosina in Mexiko oder Vaca Muerta in Argentinien bis hin zum Widerstand gegen die EACOP-Pipeline in Uganda und Tansania; der Kampf gegen die Gasfelder vor der senegalesischen Küste oder die LNG-Terminals in Mosambik" lautet nur ein kleiner Teil davon. All diese Kämpfe seien miteinander verbunden und ihre Ursache sei die Finanzierung, heißt es vonseiten der Klimaschützer.

Auf internationaler Ebene ist eine Kernforderung an die Politik, weltweit die Finanzierung aller Öl- und Gasprojekte zu stoppen, um die drohende Klimakatastrophe noch abzuwenden und das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten. Gemeint ist das 2015 bei der UN-Klimakonferenz in Paris vereinbarte Ziel, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit.

Erst gestern, Donnerstag, hat auch die Internationale Energieagentur (IEA) zu einer beschleunigten Energiewende aufgerufen, denn der Kohlendioxid-Ausstoß befinde sich weiterhin auf Rekordniveau. Auch FFF-International berief sich auf die IEA und forderte ein Ende der Finanzierung fossiler Brennstoffe, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. "Der Weltklimarat IPCC hat uns auch daran erinnert, dass sich das Zeitfenster, in dem wir dieses Ziel erreichen können, sehr schnell schließt. Investitionen in fossile Brennstoffprojekte sind nicht nur völlig unvereinbar mit dem Pariser Abkommen und dem Völkerrecht, sondern auch ein krimineller Akt mit schrecklichen Folgen."

Im Zuge des Protestmarschs in Österreich fordert Greenpeace die Regierung auf, "dem Raubzug nach neuen Öl- und Gasquellen durch fossile Konzerne" ein Ende zu setzen. Denn auch hierzulande würden laufend neue Lizenzen vergeben. Um das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 glaubwürdig zu verfolgen, brauche es endlich ein starkes Gesetz, das den Weg heraus aus der fossilen Abhängigkeit ebnet. "Tausende Menschen haben beim heutigen Klimastreik ein starkes Zeichen gesetzt: Klimaschutz muss in allen politischen Entscheidungen oberste Priorität erhalten. Doch Österreich noch weit entfernt vom Klimaschutzkurs. Wichtige Gesetze, wie das Klimaschutzgesetz oder ein Gesetz für das Ende der Öl- und Gasförderung ist nach wie vor ausständig", sagte Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin von Greenpeace.

Auch Global 2000 war beim Klimastreik vertreten."Ein weiteres Jahr müssen wir auf die Straße, weil unsere Regierungen noch immer keinen echten Klimaschutz umsetzen. Zu verdanken haben wir das einigen wenigen Blockierern, die ununterbrochen wichtige Gesetze torpedieren und den Ausstieg aus schmutzigem Gas und Öl verhindern", sagte Agnes Zauner, Geschäftsführerin der NGO.

WWF Österreich wies gemeinsam mit dem Jugendnetzwerk Generation Earth auf den notwendigen Schutz wertvoller Ökosysteme im Kampf gegen die Klimakrise hin: "Wir müssen die wenigen verbleibenden Naturräume schützen und wo möglich zerstörte Natur wieder herstellen - nur so haben wir die Chance, die Klimakrise und ihre Folgen einzudämmen", sagte Thomas Zehetner, Klimasprecher beim WWF Österreich.

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