Jeder muss handeln

KAV warnt: Kampf gegen Virus wird nicht in Spitälern entschieden

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Wiener KAV appelliert an die Eigenverantwortung der Österreicher. "Da sollte man eben bei schönem Wetter nicht im Gastgarten sitzen und Feste feiern", so KAV-Direktor Binder.

Nur selbstverantwortliches Handeln jedes Einzelnen kann Österreich in die Lage versetzen, die aktuelle Situation rund um Covid-19 möglichst gut zu überstehen. "Der Gesamtverlauf wird nicht in den Krankenhäusern auf den Intensivstationen entschieden. Er wird in unserer Community entschieden", sagte der medizinische Direktor des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV), Michael Binder, am Freitag.

"Aussagen von an sich hoch geschätzten Wissenschaftern, dass wir Ende März zu wenig Kapazitäten auf den Intensivstationen haben könnten, sind nicht zielführend. Wuhan hat das Problem in den Griff bekommen. Peking hat das Problem in den Griff bekommen. In Singapur gibt es 170 Coronavirus-Erkrankungsfälle. Dort hält man die Zahl konstant. Ich möchte nicht ein autoritäres System mit unserem vergleichen. Aber der größte Teil der Maßnahmen wirkt im öffentlichen Bereich. Das muss die 'soziale Distanzierung' sein", sagte Binder gegenüber der APA. Die Einschränkung nicht notwendiger sozialer Kontakte wäre die wichtigste Maßnahme.

Man müsse an die Selbstverantwortung jedes Einzelnen appellieren. "Wir können die Auswirkungen von Covid-19 durch entsprechendes Handeln reduzieren. Da sollte man eben bei schönem Wetter nicht im Gastgarten sitzen und Feste feiern", sagte der medizinische Direktor des Wiener KAV. Auch Regelungen der Bundesregierung könnten die Eigenverantwortung der Menschen nicht ersetzen.

Verantwortungsvolles Handeln sei auch von den Medien zu fordern. "Die Öffentlichkeit ist zurecht beunruhigt. Aber die Medien haben eine Mitverantwortlichkeit dafür, ob man die Menschen in die Panik treibt. Da sind Nachrichten, wonach sozusagen die Welt Ende März 'untergeht', nicht sinnvoll", erklärte Binder.

Die Coronavirus-Problematik werde nicht durch das Vorhalten von Intensivbetten bewältigt. "Der Vorwurf, man hätte 25.000 Intensivbetten einrichten sollen, ist falsch. Die gibt's auf der ganzen Welt nicht. Aber wir haben uns gut vorbereitet und können das bewältigen", betonte der medizinische Direktor des KAV.

Besondere Bedeutung komme dem Umstand zu, dass in Wien beispielsweise schon vor Wochen das System zur aufsuchenden Betreuung Covid-19-Betroffener durch den Ärztefunkdienst aufgebaut worden sei: "Es werden 80 bis 90 Prozent der Patienten zu Hause betreut werden. Der kleinste Teil der Erkrankten muss ins Spital. Wir haben für sie genügend Ressourcen in den Wiener Krankenanstalten."

Absehbar sei, dass es in nächster Zukunft deutlich mehr Covid-19-Erkrankte geben wird. Doch, so Binder: "Wir können den Anstieg reduzieren, indem wir auf den epidemiologischen 'Buckel' draufdrücken. Darauf kommt es an."
 

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