Drei Morde blieben in Wien heuer ungelöst – im spektakulärsten Fall gibt es eine Wende.
Wien. Erst vergangene Woche berichtete ÖSTERREICH an dieser Stelle über den Mord an Harald S. am 28. März in der Volksschule Hoefftgasse in Simmering: Dass er gleich noch einmal zum Thema der Woche wurde, liegt an den erstaunlichen Entwicklungen, die von der Polizei im Zuge der Auslobung einer Belohnung preisgegeben wurden.
Demnach war die Bluttat – man mag es zu Weihnachten kaum aussprechen – noch viel entsetzlicher, aber auch mysteriöser als bisher angenommen: So wurde der sprichwörtliche Overkill im damaligen Montagmorgengrauen mit einem Messer oder Dolch durchgeführt, der an der Klinge an beiden Seiten geschliffen war – eine mitgebrachte Kampfwaffe also und kein zufällig zur Hand genommenes oder vor Ort gefundenes Küchenmesser.
DNA-Spuren führen zu mindestens 2 Personen
Noch erstaunlicher der Umstand, dass der Angriff auf den 41-jährigen Ehemann und Vater eines erwachsenen Sohnes, der mit der Familie ins Burgenland gezogen ist und der Montagfrüh immer nach Wien pendelte, wohl von langer Hand geplant und wie eine Hinrichtung bzw. Bestrafungsaktion durchgeführt war. Und zwar nicht nur von einem einzelnen Eindringling, der sich ohne Einbruchsspuren ins Gebäude schleichen konnte – sondern von mindestens zwei Personen. Und eine davon ist eine Frau oder ein Mädchen.
So viel können die Ermittler über die Gesuchte(n) verraten: Die Komplizin oder Mittäterin oder von den Ereignissen überraschte Zeugin verlor in der Nähe der Leiche eine blassrosa Modeschmuck-Perle aus Plastik mit Lochung, die von einer Halskette oder einem Armband stammen dürfte. Ob die Trägerin die einzelne Perle so verloren hat oder ob ihr die Kette bei einem Handgemenge heruntergerissen wurde (und sie übersah beim Aufsammeln die Perle) ist unerheblich; wichtig ist: Ihre DNA ist drauf!
Hoodie-Phantom von Lehrerin beobachtet
Auf der Leiche selbst wurde ein zweiter genetischer Fingerabdruck sichergestellt, der zu jenem jugendlich-männlichen Kapuzen-Phantom gehören wird, der, den Hoodie tief übers Gesicht gezogen, eilenden Schrittes Richtung Muhrhoferweg davonging – wie eine Lehrerin beobachtete. Das Problem: beide sofort ins System eingespielten DNA-Spuren führten zu keinem Treffer, das Duo ist noch nicht amtsbekannt – darf es aber auch nie im Leben werden. Schon beim kleinsten Einbruch oder Drogendelikt wird heutzutage DNA gesichert. Erwischt werden Harrys Mörder also auf jeden Fall.
30.000 Euro Belohnung für Hinweise ausgesetzt
Endlich erste Hinweise werden beim LKA unter 01 31310 33114 erhofft.
Beobachtungen. Die wichtigstens Fragen der Ermittler sind etwa, ob Harald S. in jener Nacht auf den 28. März zwischen 5.15 und 5.50 Uhr auf der Fahrt vom Neusiedler See nach Wien irgendwo angehalten und dabei auch nur zufällig jemanden angetroffen hat. Oder ob ihn jemand kurz vor der Tat vor oder im Schulbereich gesehen oder getroffen hat. Sein Auto stand am Schulparkplatz. Jede Beobachtung und ungewöhnliche Wahrnehmung auch außerhalb der Lehranstalt, etwa in den Wohnbauten am Muhrhoferweg, wäre wichtig.
Nicht ganz unwahrscheinlich: Dass jemand die Tat (im Rausch) gebeichtet oder durch Andeutungen und Täterwissen aufgefallen ist. Besonders heiß: Wo ist Harrys Zentralschlüsselbund für die Schule abgeblieben? Den kann man ja kaum unauffällig loswerden oder beim Hehler verklopfen. Für Hinweise, die zu den Tätern führen, habe Familie und Behörden eine Belohnung von 30.000 Euro ausgesetzt.