Die Nerven an Wiens Schulen liegen blank. Kurz vor Ferienbeginn fliegen plötzlich alle Pläne über den Haufen. Neue Stundenkontingente zwingen Direktionen zum Handeln und sorgen für Unsicherheit bei Lehrerinnen und Lehrern.
Monatelang hatten die Schulleitungen an ihren Stundenmodellen gearbeitet. Jetzt ist alles Makulatur. Erst vor wenigen Tagen erfuhren sie, wie viele Stunden ihnen tatsächlich zur Verfügung stehen. Viele wurden dabei bitter enttäuscht. Die Zahlen fielen deutlich niedriger aus als erwartet. Lehrergewerkschafter Thomas Krebs kritisiert im Gespräch mit "Wien heute", dass die Schulen "komplett überrumpelt" worden seien. Die Direktionen seien ohne Vorwarnung in eine neue Realität gestoßen worden. Das Vertrauen in die Planung ist dahin, die Frustration sitzt tief.
Kündigung trotz Lehrermangel
Die Lage an den Pflichtschulen bleibt angespannt. Besonders im Bereich der Sonderpädagogik und bei klassenführenden Kräften fehlen nach wie vor viele Lehrpersonen. Trotzdem müssen Schulleitungen nun überlegen, wem sie für das kommende Jahr absagen. "Ich kann dich nicht mehr brauchen." Ein Satz, der laut Thomas Krebs realistisch droht. Niemand wolle ihn sagen, doch wenn die Stunden nicht reichen, bleibe vielen nichts anderes übrig. Eine absurde Situation mitten im Lehrermangel. Laut Krebs habe man über Monate geplant und müsse jetzt Entscheidungen treffen, die "einfach nur weh tun". Eine bittere Absurdität.
Verantwortung liegt beim Ministerium
Die Bildungsdirektion zeigt Verständnis für die Kritik. Aber sie betont, dass sie nur weitergibt, was das Ministerium vorgibt. Der aktuelle Stellenplan stammt von dort. Schulen mit großen Klassen erhalten nun mehr Stunden. Kleine Klassen bekommen weniger. Bei Bedarf verspricht die Bildungsdirektion individuelle Lösungen. Schulen mit hohem Deutschförderbedarf sollen zusätzliche Mittel erhalten. Doch das Vertrauen ist erschüttert. Viele Schulen fühlen sich allein gelassen. Und während anderswo bessere Angebote winken, droht Wien bis September mit weiteren Abgängen.