Mitten in Wien

Lkw erfasst Mutter mit zwei Kindern

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Eine 39-jährige Frau fuhr mit einem Lastenrad, in dem zwei Kinder (3, 6) waren.

Ein Zusammenstoß von einem abbiegenden Lkw mit einem Lastenrad, mit dem eine 39-Jährige zwei Kinder transportierte, hat am Freitag in Wien zwei Leichtverletzte zur Folge gehabt. Zu dem Unfall kam es gegen 8.00 Uhr im Bezirk Innere Stadt im Kreuzungsbereich der Schottengasse mit dem Schottenring, berichtete die Polizei am Samstag.
 
Der 39-jährige Lkw-Lenker wollte laut den Ermittlungen nach rechts in den Schottenring einbiegen, während die Lastenradfahrerin die Kreuzung stadtauswärts in gerader Richtung passieren wollte. Bei der darauffolgenden Kollision wurde das Lastenrad umgestoßen. Die 39-Jährige wurde vor Ort von der Wiener Berufsrettung erstversorgt und mit leichten Verletzungen in ein Spital gebracht. Dabei handelte es sich laut Rettungssprecherin Corina Had um Prellungen. Die ebenfalls leicht verletzte Sechsjährige konnte nach dem Unfall in die Schule gehen, ein dreijähriger Bub blieb unverletzt.
 
Eine Petition für verpflichtende Abbiegeassistenten für Lkw, deren Auslöser der Unfalltod eines neunjährigen Buben war, hat am Samstag bereits mehr als 57.000 Unterstützer gefunden. Kommenden Dienstag findet ein von Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) einberufener Lkw-Sicherheitsgipfel statt.
 

Todesfalle Lkw: 278 Opfer in 4 Jahren

Das Unglück passierte im Bezirk Wels-Land. Ein 49-Jähriger hielt mit seinem Lkw auf der Gmundner Straße bei einer Kreuzung. Die Ampel zeigte Rot, er reihte sich zum Linksabbiegen ein. Als die Ampel Grün zeigte, fuhr er los, der Gegenverkehr vermittelte ihm via Lichthupe den Vorrang. Er bog links ab, übersah die auf dem Schutzweg gehende Frau, eine 47-jährige iranische Staatsbürgerin aus dem Bezirk Vöcklabruck. Sie war im toten Winkel.

Die Frau wurde erfasst. Als der Lastwagen zu stehen kam, war die 47-Jährige noch mit dem Fuß unter einem der Reifen eingeklemmt. Der 49-Jährige befreite die Frau, indem er den Lkw noch einige Zentimeter vorwärts bewegte. Die Iranerin wurde schwer verletzt.

Es ist der zweite Unfall mit einem abbiegenden Lkw innerhalb kürzester Zeit.

Auch Minister für Einbau von Abbiegeassistenten

Am 31. Jänner starb in Wien ein neunjähriger Schüler. Er wurde von einem Lkw beim Abbiegen auf dem Schutzweg erfasst. Seither wird massiv und höchst emotional über das verpflichtende Installieren eines Abbiegeassistenten in Lkws diskutiert. Eine Petition, die nach dem tödlichen Unglück des Schülers in Wien eingerichtet wurde, haben bereits 55.136 (Stand Freitag) unterzeichnet.

Abbiegeassistent Lkw
© APA/HANS KLAUS TECHT

Nur an vier Prozent aller Unfälle sind Lkws beteiligt

Statistik. Lkws sind in Österreich zwar nur an vier Prozent der Verkehrsunfälle beteiligt, rechnet der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) vor. Aber in den vergangenen viereinhalb Jahren waren 14 Prozent der Verkehrstoten bei Unfällen mit Lkws zu beklagen. Im Zeitraum 2014 bis zum 1. Halbjahr 2018 kamen laut Statistik Austria 278 Menschen bei Unfällen mit Lkw-Beteiligung ums Leben. Damit fiel jeder siebente Verkehrstote einem Unfall zum Opfer, an dem ein Lkw beteiligt war.

Nachrüsten

Der Anteil der Lkws an tödlichen Unfällen ist somit drei Mal so hoch wie deren Anteil an Verkehrsunfällen insgesamt. Gleichzeitig bedeutet das aber nicht, dass die Unfälle von Lkws verursacht wurden: „Lkw-Fahrer sind Profis, machen weniger Fahrfehler. Auch gelten für sie strengere Regeln, wie etwa eine 0,1-Promille-Grenze. Aber aufgrund ihrer Masse sind Lkws ein tödlicher Unfallgegner“, so der VCÖ.

Er fordert der ebenfalls das verpflichtende Installieren von sogenannten Abbiege­assistenten: „Der tote Winkel der Lkws ist für Fußgänger, Radfahrer, Moped- und Motorradfahrer lebensgefährlich“, sagt VCÖ-Experte Markus Gansterer: „Umso wichtiger ist es, dass in Österreich verpflichtend die Lkws nachgerüstet werden und andererseits auf EU-Ebene die derzeit diskutierten Sicherheitsvorgaben für neue Lkws viel früher als geplant kommen.“(wek)

Statistik: Unfälle mit Lastwagen

1. Halbjahr 278: 35 Todesopfer (17,8 Prozent). Insgesamt starben bei Lkw-Unfällen von 2014 bis 2018 278 Personen.

  • 2014: 51 Personen 
starben bei Unfällen mit
Lkws (11,9 Prozent).
  • 2015: 66 Tote (13,8 Prozent)
  • 2016: 74 Tote (17,1 Prozent)
  • 2017: 52 (12.6 Prozent)

 

 

Tote Winkel: Was Lkws nicht immer sehen können

Lkws sind derzeit mit sechs Außenspiegeln ausgerüstet, zwei auf der linken Seite, vier rechts. Trotzdem lässt sich der tote Winkel nicht vermeiden, es gibt für den Fahrer nicht sichtbare Bereiche. Das soll das Assistenzsystem (größtenteils) lösen: Es überwacht die gesamte Länge der Beifahrerseite. Bei gesetztem Blinker gibt es optische und akustische Warnung, wenn sich Personen oder Fahrzeuge im toten Winkel befinden. Bilder von einer kleinen Kamera werden auf einem Bildschirm ins Lkw-Cockpit übertragen.

Petrusgasse Landstraßer Hauptstraße Bub getötet Lkw Wien
© TZOE/Artner

Petition: Bereits 55.136 haben für Abbiegeassistenten unterschrieben

Nach dem Tod des neunjährigen Buben in Wien durch einen abbiegenden Lkw unterschrieben bereits 55.136 Personen (Stand Freitag) die Onlinepetition für einen verpflichtenden Abbiege­assistenten für Lkws. Die Forderung der Unterzeichner: „Es dürfen nicht noch mehr Kinder sterben.“ FPÖ-Verkehrsminister Norbert Hofer prüft nun die technische und legistische Umsetzung. Demnächst wird er zu einem Lkw-Sicherheitsgipfel laden.

Dabei soll erörtert werden, welche rechtlichen und organisatorischen Möglichkeiten es gibt, um die Sicherheit von Lkws auf Autobahnen, Schnellstraßen und in den Städten zu verbessern.

In Wien soll zumindest die stadteigene Lkw-Flotte in den nächsten Monaten umgerüstet werden. Das kündigte das Büro der Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou an.

Petrusgasse Landstraßer Hauptstraße Bub getötet Lkw Wien
© TZOE/Artner
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