Mord oder 'Sterbehilfe'?

Todkranken Partner im Spital 'erlöst'

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Eine Wienerin tötete ihren ­Lebensgefährten, der Stunden später sowieso gestorben wäre.

Der Fall sorgte am 6. April des Vorjahres landesweit für Schlagzeilen.

Ein Pensionist (70) lag nach einer Nierentransplantation todkrank auf der Intensivstation im AKH, war nicht ansprechbar und musste künstlich beatmet werden.

Abschied. Die Ärzte informierten schließlich seine Lebensgefährtin (53) und sagten, dass ihr Partner nur noch wenige Stunden zu leben hätte und sie kommen soll, wenn sie noch Abschied nehmen möchte. Für Renate E. brach eine Welt zusammen, der 70-Jährige war ihre „große Liebe“.

Mut angetrunken und ­Versprechen eingelöst

Schließlich trank sie sich Mut an und kam mit einem Bekannten ins Spital. Als die Ärzte ihr den Todesablauf schilderten, beschloss sie, ihren Partner, der sich immer davor gefürchtet hatte, von Maschinen am Leben gehalten zu werden, und dem sie versprochen hatte, im Fall der Fälle Sterbehilfe zu leisten, zu erlösen.

Als der Bekannte ging, zog die mittlerweile Betrunkene dem 70-Jährigen die Beatmungsschläuche aus dem Hals. Am Donnerstag stand Renate E. vor Gericht.

Kein Wille?

Die Staatsanwaltschaft spricht von Mord, der Verteidiger der Frau von Tötung auf Verlangen. Für die Anklagebehörde ist dies aber auch fraglich, da der Rentner bewusstlos war und keinen konkreten Willen dazu äußern konnte. Der Prozess ist auf zwei Tage angesetzt, geht im Oktober weiter. Es gilt die Unschuldsvermutung.(kuc)

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