Stich in Herzgegend

Versuchter Mord in U-Bahn: Zwölf Jahre Haft

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Weil er sich kurz über ein Alko-Paar lustig gemacht hatte, musste ein 29-Jähriger fast mit dem Leben dafür bezahlen. 

Wien. Der blutige Vorfall ereignete sich im Sommer des Vorjahres in der U-Bahn-Linie U3. Ein 29-jähriger Wiener stieg mit seinem Skateboard in der Hand in der Station Volkstheater zu, als ihm sein Board aus der Hand fiel. Das bemerkte ein junger Fahrgast (25), der mit seiner Freundin im Waggon saß – beide lachten den Skater aus, wobei beide ziemlich blau waren, und sie hatte obendrein ein blaues Auge. Das sprang nun dem Skater ins Auge, der schnippisch anmerkte, ob das jetzt neue Mode wäre (mit einem Veilchen herumzulaufen)?

Mehr hatte es nicht gebraucht und die Situation eskalierte. Bei einem Gerangel auf Höhe der nächsten U3-Station schubste der Skateboarder mit den Worten „Lass mich in Ruhe“ den Alki auf den Bahnsteig. Der fühlte sich dadurch derart gedemütigt, dass er mit einem Messer auf seinen Kontrahenten losging.

»Hatte Angst, dass meine Mutter zum Begräbnis muss«

Einen Hieb konnte der 29-Jährige mit seinem Board abwehrten, der zweite durchdrang die Lunge. Während der Messerstecher und seine Begleiterin nach Erreichen der nächsten Haltestelle Zieglergasse die Flucht ergriffen, kümmerte sich ein weiblicher Fahrgast um den Schwerverletzten, der auf der Intensivstation des AKH landete: „Als ich die Folgen des Stichs in die Brust verspürte, hab ich mir gedacht, ich könnte sterben. Ich hatte Angst, dass meine Mutter zu meinem Begräbnis muss.“

Angeklagter bestreitet Tötungsabsicht

Der wegen Mordversuchs angeklagte Raphael L. bestritt beim Prozess am Montag am Landesgericht Wien jede Tötungsabsicht. Immerhin stellte sich der Obdachlose, der von seinem Verteidiger als Kind schwieriger Verhältnisse (8 Geschwister, kein Vater, keine Ausbildung) dargestellt wurde, ­damals selbst bei der Polizei. Die Geschwornen ließen sich davon nicht erweichen. Urteil: 12 Jahre Haft. Nicht rechtskräftig. 

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