Rund 1.500 Teilnehmer der Kundgebung von kurdischen und linken Aktivisten zogen durch Wien. Die befürchtete Eskalation blieb aus, die Stimmung war dennoch explosiv.
Friedlich und so gut wie ohne Zwischenfälle ist die Kundgebung von kurdischen und linken Aktivisten am Samstag in Wien verlaufen. "Es gab wenig bis keine Vorfälle", hieß es vonseiten der Polizei gegenüber der APA auf Anfrage. Demnach nahmen rund 1.500 Personen an der Kundgebung am Columbusplatz in Favoriten und dem anschließenden Marsch Richtung türkische Botschaft in Wieden teil.
Jedoch war die Stimmung merklich aufgeheizt. Immer wieder gab es einzelne Störaktionen und Störversuche von türkischen Nationalisten. Jedoch schritt die Polizei immer sofort ein und löste die Situation auf. Wie in den vergangenen Tagen waren vereinzelt auch Wolfsgrüße zu sehen. Aber auch hier griff die Exekutive prompt durch und brachte alle zur Anzeige, wie es auf Twitter eine Userin beschreibt. Auch einzelne Böller waren schnell zu hören. Beim Hauptbahnhof wurde hier ein Mann von einem der Böller an der Brust getroffen. Er wurde leicht verletzt.
Laut einer APA-Reporterin an Ort und Stelle kam es während des Demonstrationszuges zu einem kleinen Tumult, als mehrere Frauen den verbotenen Wolfsgruß der ultranationalistischen türkischen "Grauen Wölfe" zeigten. Daraufhin flogen wieder Böller.
Demozug zur Botschaft
Danach machten sich die Demonstranten Richtung türkische Botschaft in Wien-Wieden auf. Allerdings sperrte die Polizei die Prinz-Eugen-Straße kurz vor der Botschaft ab. Auf einem der Transparente war zu lesen: "Freiheit für alle politische Gefangenen! Kein Kniefall vor dem Diktator Erdogan". Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan war darauf mit Hitler-Bart abgebildet.
Großdemo zur türkischen Botschaft wird bunter! #EKH #Favoriten pic.twitter.com/kC54HAhOWs
— autonome antifa [w] (@antifa_w) June 27, 2020
Auf einem Transparent der Antifa stand: "Gemeinsam gegen Faschismus". Neben Fahnen der Antifa wurden beispielsweise Flaggen der YPJ getragen. Die YPJ sind die Frauenkampfverbände der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG), einer bewaffneten Kurden-Miliz in Syrien.
In den vergangenen Tagen war es in Wien-Favoriten wiederholt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen kurdischen und linken Demonstranten einerseits mit türkisch-ultranationalistischen und rechtsextremen Gegendemonstranten andererseits gekommen. Es gab Verletzte, Festnahmen und Sachschäden. Daher herrschte für die Kundgebung am heutigen Samstag erhöhte Aufmerksamkeit bei der Polizei.