Polizei-Groteske

Wiener Polizei ließ Karadzic laufen

Teilen

Diese Panne wird noch für weltweites Echo sorgen. Auf der Jagd nach einem Mörder ging der Polizei Karadzic ins Netz, doch keiner erkannte ihn.

Diese Geschichte ist besser als jedes Kino. Ein Wiener Polizist ließ gestern eine unglaublich peinliche „Bombe“ platzen: Am 4. Mai 2007 um 5 Uhr früh stand die Wiener Polizei auf der Suche nach einem Mörder höchstpersönlich vor dem weltweit gesuchten Massenmörder Karadzic. Der zeigte seinen kroatischen Pass - und die Wiener Polizei ließ ihn laufen.

Vorfall im Cafe
Die Vorgeschichte stand vor einem Jahr in ÖSTERREICH: Mord in einem Poker-Café namens „Zum Paten“ im 14. Bezirk. Ein 55-jähriger Serbe, der sich um sein Geld betrogen fühlt, erschießt aus Wut seinen serbischen Spiel-Partner. Der Täter flüchtet, die Cobra rückt an - und startet eine Verfolgungsjagd durchs nächtliche Wien. Alle Adressen, unter denen sich der flüchtige Branislav J. aufhalten könnte, werden gestürmt.

Um 5 Uhr früh kommen ein Kommando von Cobra und Beamten der Wiener Kriminaldirektion 1 in die Märzstrasse 148, wo auf „Top 17“ die mutmaßliche Freundin des serbischen Cafehaus-Mörders leben soll. Die Wohnung wird mit einem Rammbock aufgebrochen und gestürmt.

Karadzic im Pyjama
Im Schlafzimmer der Wohnung findet die Polizei einen „verwirrt wirkenden Mann mit langem silbergrauen Bart“. Der Mann, der im Pyjama und in abgewetzten Hauspatschen vor ihnen stand, wird aufgefordert, sich auszuweisen - und er zeigt einen kroatischen Pass lautend auf den Namen „Petar Glumac“.

Der Wiener Polizei passiert ein unglaublicher Fehler, der noch ein weltweites Echo haben könnte: Die Polizisten überprüfen den Pass nicht, nehmen den skurrill wirkenden „Guru“ auch nicht mit auf die Wachstube, sondern begnügen sich mit seinen Angaben, dass er mit dem Mord nichts zu tun habe - und der flüchtige Serbe „seit Wochen in der Wohnung nicht mehr aufgetaucht sei“. „Glumac“ selbst behauptet, er sei „Alternativmediziner“, kenne in Wien „keinen Menschen“ und befinde sich ausschließlich „zu Fortbildungszwecken“ in Österreich.

Damit hätte Wiens Polizei exakt am 4. Mai 2007 um 5 Uhr früh den meistgesuchten Kriegsverbrecher Europas verhaften können.

Fahndungspanne
Jetzt muss das Innenministerium klären, wie diese unglaubliche Fahndungspanne passieren konnte. Denn Radovan Karadzic, der weltweit gesuchte Massenmörder, hat Österreichs Polizei regelrecht genarrt. Sein Deckname „Glumac“ heißt nämlich übersetzt so viel wie „Schauspieler“.

Der Massenmörder zeigte also auf seiner Flucht in Österreich eine eigenartige Form von „Humor“...

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.