Misshandlungen

Das tragische, kurze Leben der Iris-Maria

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Regelmäßige Misshandlungen Laut Staatsanwältin Katja Wallenschewski waren es aber nicht einzelne Momente, "an denen er an ihr seine Wut ausgelassen hat".

Vielmehr soll der junge Vater die im Jänner 2005 im niederösterreichischen Zwettl zur Welt gekommene Iris-Maria regelmäßig und immer dann misshandelt haben, wenn er sie nicht beruhigen konnte.

Psychische Probleme Das Kind war in äußerst problematische Verhältnisse hinein geboren worden: Der Vater weist einem psychiatrischen Gutachten zufolge eine Persönlichkeits- und Persönlichkeitsentwicklungsstörung auf. Er war zuletzt als Zivildiener in Niederösterreich beschäftigt, weil er eigenen Angaben zufolge Menschen helfen wollte. Die Mutter hat eine Borderline-Störung, die Justiz hat im Hinblick darauf noch nicht entschieden, ob sie als Mitwisserin ein eigenes Verfahren bekommt oder zurechnungsunfähig ist.

Trennung nach Geburt Als Iris-Maria wenige Wochen alt war, trennten sich die Eltern. Die Mutter zog nach Wien, kam im Gartenhaus einer Freundin unter. Der Vater besuchte sie dort regelmäßig an den Wochenenden, "um nicht den Kontakt zum Kind zu verlieren", wie er erklärte. Sooft er das Kind beaufsichtigte, soll laut Anklage seine Tendenz zu Aggression und Gewalt durchgebrochen sein.

Polster aufs Gesicht So gab der 22-Jährige zu, Iris-Maria geohrfeigt zu haben, wenn diese weinte, obwohl er sie doch mit dem Fläschchen gefüttert hatte. Er legte ihr mitunter einen Zierpolster aufs Gesicht, "damit der Schall unterdrückt wird." Beim Rausnehmen aus dem Kinderwagen und beim Wickeln habe er wahrscheinlich zu heftig zugepackt.

Schwere Verletzungen Mehrmals musste der Säugling wegen Verletzungen ärztlich behandelt werden. Zuletzt wurde Iris-Maria am 25. April 2005 mit einem Notarzthubschrauber ins AKH geflogen, nachdem der Vater laut Anklage mit der Faust auf das im Kinderwagen liegende Baby eingeschlagen und dieses danach kräftig geschüttelt hatte. " Iris-Maria ist am 15. Jänner in Folge dieser Gewalthandlungen gestorben" , berichtete die Staatsanwältin.

Zu Tode gerüttelt Die eigentliche Todesursache war das vom Vater zugegebene, heftige Schütteln, erläuterte Gerichtsmedizinerin Elisabeth Friedrich. Das müsse "mehrfach" vorgekommen sein, sagte die Sachverständige, habe zu einem "massiven Hirnschwund" und irreversiblen Schäden geführt. Der Zustand des Mädchens habe sich immer mehr verschlechtert, als auch noch spastische Krämpfe auftraten, war die Kleine nicht mehr zu retten.

"Ich wollte sie wachrütteln" , gab der Angeklagte daraufhin an, "das blöde Heitschen! Dadurch sind diese Gehirnblutungen entstanden! " Schon mehrfach zuvor habe er " blöderweise gedacht ", seine Tochter "durchs Heitschen und Hoppa Reiter-Spielen" beruhigen zu können. Beim letzten Mal habe sie "auf ein Mal die Augen verdreht. Ich hab' geglaubt, sie ist eingeschlafen. " Wie oft das passiert sei? Er habe " zwei bis drei Mal ein Black-out gehabt".

Irreparable Hirnschäden Iris-Maria war nicht mehr bei Bewusstsein, als sie ins AKH eingeliefert wurde. Die Ärzte gingen zunächst von einem plötzlichen Kindstod aus, stellten bei näherer Untersuchung jedoch fest, dass das Baby noch am Leben war, aber massive Hirnblutungen erlitten hatte. Laut gerichtsmedizinischem Gutachten waren diese für den Tod Ausschlag gebend, der neun Monate später eintrat, unmittelbar bevor Iris-Maria in einem Pflegeheim für schwerstbehinderte Kinder untergebracht hätte werden sollen.

Den Vater überredeten die Ärzte zu einer Selbstanzeige. "Ich wollte ein reines Gewissen haben", bemerkte dieser im Rückblick.

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