Vier Jahre geübt

Die frisch gebackene Euro-Millionärin im Interview

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Vier Jahre lang hat sich Gondek auf diesen Moment vorbereitet. "Stur wie ein Muli habe ich jeden Tag angerufen und mich beworben".

"Mir war bewusst, dass das die einzige Art und Weise für mich war, um zu Geld zu kommen", erzählt die studierte Theaterwissenschafterin, die auch die Fächer europäische Ethnologie und Philosophie mit dem Doktorat beendet hat.

Bis zu einem Oberschenkelhalsbruch im Jahr 1995 arbeitete die allein erziehende Mutter als Reiseleiterin und Fremdenführerin in Wien. Es folgten Operationen und langwierige Komplikationen mit der eingesetzten Prothese sowie eine schwere chronische Lungenerkrankung. Existenzängste und Depressionen waren seither Gondeks ständige Begleiter, denn "an Arbeit war nicht mehr zu denken".

Intensives Lerntraining im Internet
Den Ausweg aus der Misere bot Assingers Millionenshow. Zwei Mal schienen Gondeks Bemühungen bereits zu fruchten, als sie vom Millionenshow-Team zurückgerufen wurde - " aber da wollten's mich nicht haben".

Beim dritten Rückruf war es soweit, die Einladung zur " Millionenshow" in Köln kam. Es folgte tägliches Training im Internet. "Seit ich wusste, dass ich zur Show komme, habe ich bis zu sechs Stunden pro Tag online Quizfragen aus sämtlichen Wissensgebieten gelöst."

Coole Siegerin
Die Sturheit hat sich bezahlt gemacht. Die Fragen fielen ihr nicht schwer - bis zur letzten Frage konnte Gondek sogar ihren Telefon-Joker behalten. "Während der Show war ich überhaupt nicht aufgeregt. Es ist ja gut gerannt."

Bammel hatte sie einzig vor den "Trivialfragen zwischen 1.000 und 5.000 Euro und vor den Bereichen Sport und Pop, aber selbst das lief gut".

„Da war ich vollkommen stunned.“
Die Aufregung und Fassungslosigkeit folgten erst nach der letzten Antwort. "Als ich da so saß, im Confettiregen und Feuerwerk, war ich vollkommen 'stunned' (Anm.: überwältigt, fassungslos), als hätte mir jemand einen Hammer auf den Kopf geschlagen."

Auch ihre Tochter (Jahrgang 1980), die sie zur Show begleitet hatte, konnte das Geschehene nicht fassen. "Sie war noch nie so panisch und aufgeregt wie dort in Köln", erzählt die Alleinerzieherin nachher.

"Glaube es erst, wenn Geld am Konto ist"
Wie ging es weiter? "Wir sind ins Hotel gefahren, haben auf die anderen Teilnehmer gewartet und erst einmal alle zu einem Glas Sekt eingeladen." Zurück in Wien brauchte die 61-Jährige zunächst einmal Ruhe. "Ich habe tagelang geschlafen.

Offensichtlich war ich weit mehr aufgeregt, als ich angenommen hatte". Und was kommt jetzt? "Erst einmal muss ich das alles realisieren. Die Ausstrahlung der Sendung wird mir dabei sicher helfen. Aber glauben werde ich es erst, wenn die Million auf meinem Konto ist."

Leben ohne Angst
Von rund 600 Euro lebte Frau Dr. Gondek zuletzt: "Ich wurde von furchtbaren Ängsten geplagt, etwa was tun, wenn die Therme eingeht? Diese Ängste muss ich jetzt nicht mehr haben, das ist das Schönste an dem Gewinn.

Wenn ich ins Theater oder in die Oper möchte und auf Grund meiner Krankheit wieder einmal keine Luft bekomme, dann kann ich mir künftig einfach ein Taxi rufen und muss mich nicht mühsam zur Straßenbahn schleppen." Das Sicherheitsnetz sei für sie der größte Gewinn.

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