Quotenbringer

Eine Mio. Zuseher bei Kampusch-Interview

Teilen

Ein Jahr nach der Flucht: Natascha spricht wieder über ihre Gefühle, ihr Leben und ihre Sorgen. Am Montag strahlte der ORF eine neue Doku aus.

Fast eine Million Österreicher sahen gespannt zu, als Natascha Kampusch gestern Abend erneut vor die Kamera trat. In der bewegenden Dokumentation im ORF zog das Entführungsopfer Bilanz über ihr erstes Jahr in Freiheit. Mit 989.000 Zuschauern bei "Thema spezial" erzielte der ORF einen Marktantiel von 40 Prozent.

Deutlich schwächer das Zuschauerinteresse bei RTL. Mit 2,39 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 12,8 Prozent lag "Extra Spezial" deutlich unter dem RTL-Senderschnitt. Am 6. September 2006 hatte Natascha Kampusch ihr erstes TV-Interview gegeben - damals erreichte die ORF-Sendung 2,545 Millionen Zuschauer, Marktanteil bis zu 80 Prozent. Bei RTL sahen im Vorjahr mehr als sieben Millionen Seher in Deutschland zu.

Reise nach Barcelona
ORF-Moderator Christoph Feurstein begleitete die 19-Jährige auf ihre erste Auslandsreise nach Barcelona in Spanien, dazwischen gab es Einspielungen von Kampusch beim Bogenschießen oder bei einer Fahrstunde. Anfang August reiste das Fernsehteam mit Kampusch nach Spanien, auf dem Programm standen Sightseeing, eine Bootstour und unbeschwerte Stunden am Strand.

Das gesamte Gespräch im Wortlaut

Milderes Urteil über ihren Peiniger
An all diesen Orten führte Feurstein Gespräche mit Kampusch. Bemerkenswert: Über ihren Peiniger, Wolfgang Priklopil urteilt sie milder als vor einem Jahr. Fast scheint es, als hätte sie sich mit ihm versöhnt und täte er ihr leid: "Er ist eine arme Seele, verloren und fehlgeleitet."

Weniger sanft geht sie mit ihren Eltern um, macht aus ihrem Ärger über das Buch ihrer Mutter kein Hehl, nennt es "unangebracht und respektlos", wenn ihre Mutter den Vater öffentlich als Alkoholiker bezeichnet. Und zeigt Ironie, wenn sie ihre Eltern mit "den Osbournes und den Lugners" vergleicht.

Weniger Angst
Mitgereist sind neben Moderator Christoph Feurstein ihre Halbschwester und ihr Sozialarbeiter. Feurstein: "Sie hat jetzt weit weniger Angst, wenn sie unter Menschen kommt - Massenaufläufe erschrecken sie nicht mehr."

Natascha habe sich stark verändert, sie sei beim aktuellen Interview weniger selbstbewusst aufgetreten als noch vor einem Jahr beim ersten Gespräch: "Im Vorjahr ist ihr viel Unangenehmes passiert. Manche haben ihr Schicksal angezweifelt, meinten, das war alles nicht so schlimm. Das hat sie sehr verletzt."

Nächste Seite: Gute TV-Quoten

Das Interesse am Schicksal von Natascha Kampusch hat am Montag auch dazu beigetragen, dass der ORF mit seinen beiden TV-Programmen wieder die gewohnte Flughöhe von über 40 Prozent Tagesmarktanteil - nämlich exakt 40,1 Prozent - erreichte. Nach der Programmreform kamen die ORF-Sender zuletzt im Monatsschnitt nur mehr auf knapp unter 37 Prozent Tagesmarktanteil.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.