Elsner-Gutachten

Keine Lebensgefahr bei Transport

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Der Transport des ehemaligen BAWAG-Chefs Helmut Elsner nach Österreich " dürfte a priori keine Lebensgefahr darstellen", so Elsners Anwalt zum Gutachten.

Der Transport des ehemaligen BAWAG-Chefs Helmut Elsner nach Österreich " dürfte a priori keine Lebensgefahr darstellen". Zu diesem Schluss kommt nach Angaben des französischen Anwalts Elsners, Gerard Baudoux, das Gutachten des vom Gericht bestellten Sachverständigen.

Baudoux: Vage Formulierungen
Baudoux betonte, er sei von " einigen verwendeten Formulierungen" überrascht. Der Schachverständige treffe mit den vagen Formulierungen, die gleichzeitig nicht ausschließen, dass der Transport doch lebensgefährlich sein könnte, "keine eindeutige Entscheidung".

Aus Sicht des Anwaltes fordert der Sachverständige im Grunde das Gericht auf, die Verantwortung für die Entscheidung zu übernehmen. Das sei "zu viel verlangt, denn das seien keine Ärzte".

Gutachten widerspreche Kardiologen
Überrascht zeigt sich Baudoux auch darüber, dass der Experte nicht zu den selben Schlussfolgerungen kommt wie der Oberarzt von La Timone. Dieser ist laut Baudoux über Elsners Gesundheitszustand äußerst besorgt, wie er in einem Brief an den früheren Kardiologen des herzkranken 71-Jährigen betont habe. In dem Schreiben empfiehlt er laut Baudoux ein Jahr Behandlung abgeschirmt von jeder Form von Stress.

Überstellung mit Ärzteflugambulanz
Baudoux merkte am Dienstagabend an, er wolle die Kompetenz des Sachverständigen nicht in Frage stellen, aber doch darauf verweisen, dass es sich bei dem Oberarzt um einen anerkannten Spezialisten handle. Der Brief sei aber an das Gutachten als Beilage angefügt. Das Gutachten analysiert laut Baudoux " detailliert" einige der Untersuchungsergebnisse der letzten Zeit. Für den Fall eines Transportes empfiehlt es eine Überstellung mit einem medizinisch betreuten Flug wie etwa mit der Ärzteflugambulanz.

Elsner erneut im Spital
Der ehemalige BAWAG-Chef Helmut Elsner befindet sich inzwischen wieder im Spital. Nach Angaben von Baudoux wurde Elsner am Dienstagmittag in eine Klinik in der Umgebung eingeliefert. Wo sich diese befindet bzw. ob es sich um eine Privatklinik handelt, bleibt geheim.

"Schwere Behandlung"
Baudoux: "Man liefert jemanden nicht wegen eines Fiebers ein". Elsner müsse sich auf Anraten seines Kardiologen einer "schweren Behandlung" unterziehen, die zuhause nicht möglich sei. Der Leiter der Kardiologie der Marseiller Universitätsklinik "La Timone" zeige sich in einem Brief an den Kardiologen, der Elsner schon vor seiner Verhaftung behandelt hat, " äußerst besorgt über den Zustand Elsners".

Abschirmung
Er empfehle in diesem Schreiben "ein Jahr Behandlung, um den Zustand zumindest zu stabilisieren. In dieser Zeit sollte der frühere Bank-Chef von jeder Form von Stress abgeschirmt" werden. Die Verfolgung durch die österreichischen Journalisten - vor allem nach dem Abzug der Polizisten vor seinem Krankenzimmer - sei für den herzkranken 71-Jährigen lebensgefährlich, so Baudoux.

Wird Elsner ausgeliefert?
Die nächste Verhandlung findet am 17. Oktober in Aix-en-Provence statt. Der Auslieferung Elsners hatte das Gericht zwar vor mehr als einer Woche bereits stattgegeben, die Entscheidung über die Transportfähigkeit wurde aber vertagt auf kommenden Dientag.

Gericht entscheidend
Wenn Elsner am Dienstag als transportfähig eingestuft wird, könnte die Überstellung zügig erfolgen. In Österreich würde Elsner dann dem Untersuchungsrichter vorgeführt werden, der über die weiteren Schritte entscheiden müsste. Hier würde Elsner, gegen den Anfang September ein nationaler sowie ein europäischer Haftbefehl erlassen worden war, die U-Haft nicht erspart bleiben.

Krankheit kein Haft-Ausschluss
Selbst behauptete Herz- und Kreislaufprobleme würden daran wohl nichts ändern: In der österreichischen Rechtsordnung spielt für die U-Haft eine allfällige Haftunfähigkeit keine Rolle - eine Erfahrung, die auch ein herzkranker ehemaliger FPÖ-Parlamentarier machen musste, der mit seinem Familienbetrieb unter betrügerischen Begleiterscheinungen in die Pleite geschlittert war.

Gesundheitliche Bedenken sind erst bei der Frage der Vollzugstauglichkeit eines abgeurteilten Straftäters von Bedeutung. Außerdem verfügt das Landesgerichtliche Gefangenenhaus Wien-Josefstadt, in dem Elsner auf Wunsch der Staatsanwaltschaft Aufnahme finden soll, über eine moderne Krankenstation, in der auch gesundheitlich angeschlagene U-Häftlinge gleichermaßen Platz und eine entsprechende Behandlung finden.

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