Kopftuch-Verbot

Volksschul-Direktorin: "Jedes Kopftuch eines zu viel"

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Das Kopftuch-Verbot an Volksschulen sorgt weiterhin für Diskussionen. 

Das von der Regierung geplante Kopftuch-Verbot sorgt weiterhin für Aufregung. Nun meldete sich die Direktorin einer Volksschule im 20. Wiener Bezirk, Christa Maderbacher, zu Wort. Im Ö1-Interview verrät sie ihre Sicht der Dinge und weiß aus Erfahrung: "Mädchen mit Kopftuch werden ausgegrenzt" und fügt hinzu, "es geht um das Recht der Selbstbestimmung und damit um alle Mädchen." Aus ihrer Sicht ist jedes Kopftuch eines zu viel.

 

Video zum Thema: Kopftuchverbot: Jetzt spricht Schuldirektorin

 

"Der praktische Nachteil ist, dass die Bewegung von den Kindern eingeschränkt ist. 6-jährige oder 7-jährige Kinder bewegen sich wesentlich mehr als Erwachsene. Auf der anderen Seite ist ihnen manchmal auch viel zu heiß", so Maderbacher.

Zusätzlich ausgegrenzt

Die Mädchen würden von den anderen Schülerinnen herausstechen und seien dadurch zusätzlich ausgegrenzt, berichtet sie vom Schulalltag. "Sie sind eben anders angezogen - nicht so luftig, nicht so frei." Die Kinder würden sich auch nicht selbst zum Kopftuch entscheiden, sondern zuhause vorgeschrieben werde, eines zu tragen. 

 

Video zum Thema: Kopftuch-Verbot: Das sagen die NEOS

 

IGGÖ vehemt gegen das Verbot

Heftige Kritik an dem von der Regierung geplanten Kopftuchverbot für Mädchen in Volksschulen übt der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), Ibrahim Olgun. Der FPÖ warf er eine "menschenverachtende Geisteshaltung" vor und meinte, "dass hier auf dem Rücken von Kindern populistische und ausgrenzerische Politik betrieben wird, zeigt wie schamlos und letztklassig die FPÖ" vorgehe.
 
Für Olgun handelt es sich um ein politisches Ablenkungsmanöver und einen Schnellschuss, um von den tatsächlich relevanten Themen abzulenken. Die Regierung spare auf der einen Seite in Sachen Integration an allen Ecken und verkaufe auf der anderen Seite Verbote gegenüber Musliminnen und Muslimen als Integrationsmaßnahmen. Von einem Gesamtkonzept im Bildungs- und Integrationsbereich sei keine Spur, meinte der scheidende IGGÖ-Präsident am Montag in einer Aussendung.
 
"Kein Mädchen und keine Frau, unabhängig von ihrem Alter, darf gezwungen werden ein Kopftuch zu tragen", stellte Olgun fest. "Genauso wenig dürfen Mädchen gezwungen werden, ihr Kopftuch abzulegen. Beide Zwänge und Verbote entstammen nämlich dem selben bevormundenden Ursprung. Die Geisteshaltung, die hier insbesondere von vielen Männern proklamiert wird, Mädchen und Frauen vorzuschreiben, was sie zu Tragen haben, ist innerhalb unserer aufgeklärten Gesellschaft nicht vertretbar."
 
"Äußerst bedauerlich" ist für Olgun, dass Teile der Opposition Gesprächsbereitschaft signalisieren. "Der FPÖ geht es nämlich nicht um das Kindeswohl oder um ein besseres Miteinander in der Schule. Vielmehr versucht man Mädchen zu instrumentalisieren, um die Stimmungsmache gegen die muslimische Community noch weiter anzuheizen." Ohne auf Details einzugehen, stellte Olgun auch in den Raum, dass die IGGÖ in naher Zukunft juristische Schritte ins Auge fasse.
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