Der US-Präsident verspricht mehr Engagement und höhere US-Hilfen.
Eine Woche ganz im Zeichen von HIV und Aids ist zu Ende: Nach dem Life Ball am Samstag haben 19.300 Teilnehmer aus 193 Ländern bei der 18. Internationalen Aids Konferenz (AIDS 2010; 18. bis 23. Juli) in Wien Erfolge und Defizite im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit diskutiert. Als kleine Überraschung kündigte US-Präsident Barack Obama per Videobotschaft mehr Engagement an: "Ich habe meine Administration veranlasst, dass sie unsere Anstrengungen, HIV/Aids zu verhüten und zu behandeln, verdoppelt. Und zwar in Amerika und rund um die Welt."
US-Hilfen erhöhen
Man werde damit die Zahl der HIV-frei
geborenen Babys verdoppeln und zwölf Mio. Neuinfektionen weltweit
verhindern, so Obama. "Diese Epidemie zu beenden, wird nicht einfach sein.
Es wird auch nicht über Nacht geschehen." Auch US-Außenministerin Hillary
Clinton meldete sich via Bildschirm zu Wort: "Wir zeigen Engagement, um
einen Kampf gegen HIV/Aids zu führen, der eine langfristige, effektive und
breite Antwort auf die weltweite Belastung durch die Krankheit darstellt."
Einen Aufruf richtete der südafrikanische Friedensnobelpreisträger Erzbischof Desmond Tutu an die Weltöffentlichkeit: "Ich lobe alle Entscheidungsträger, die verstanden haben, dass die Verweigerung von Behandlung eine Verweigerung des Menschenrechts auf Leben ist", erklärte Tutu in einer Videobotschaft. "Afrika trägt die Hauptlast der HIV-Bürde, wir benötigen unsere Führer, damit sie ihre Ressourcen im Kampf gegen HIV geltend machen."
Kritik an Österreich
Mehrmals stand Österreich im Zuge der
Konferenz wegen seines einmaligen und geringen Beitrags von rund 800.000
Euro zum Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria im
Kreuzfeuer der Kritik. Auch am Freitag hatte Tagungspräsident Julio Montaner
für Bundespräsident Heinz Fischer einen harschen Appell parat: "Jetzt zeigen
Sie uns das Geld. Österreich sollte den Fonds finanzieren." Die Wiener
Aids-Expertin Brigitte Schmied, Co-Präsidentin der Konferenz, erklärte, sie
hätte nun aus Regierungskreisen positive Signale für einen zukünftigen
Beitrag Österreichs erhalten.
Nicht nur zum Abschluss, bereits zu Beginn der Konferenz erhoben namhafte Persönlichkeiten ihre Stimme: Ex-US-Präsident Bill Clinton rief am Montag in einer Rede zu neuen Finanzierungsmodelle auf. Eine "große Anzahl von Menschen könne mit kleinen Spenden große Summen" lukrieren, betonte der Mann von Hillary Clinton. "Wir brauchen ein neues Modell für die Entwicklungsländer, zum Beispiel nationale Pläne." Bill Gates, Mitgründer des Software-Riesen Microsoft, der sich seit 2000 mit seiner Stiftung um Gesundheitsinitiativen bemüht, fordert einen effizientere Einsatz der Geldmittel: "Wenn wir die Ressourcen nur weiter wie bisher einsetzen, fallen wir zurück", mahnte er bei seiner Rede. "Wer Aids hat und in eine Klinik geht, sollte niemals hören: Entschuldigung, die Medikamente sind zu teuer für Sie."
Demo
Unter dem Motto der Konferenz "Rechte hier und jetzt"
versammelte Popdiva und UNAIDS-Botschafterin Annie Lennox Dienstagabend
Tausende zu einem Menschenrechtsmarsch gegen Diskriminierung in der Wiener
Innenstadt. Der gesetzliche Umgang mit Drogenkonsumenten sowie
Homosexualität und Co-Infektionen mit Tuberkulose bzw. Hepatitis C
kristallisierten sich bei der AIDS 2010 als zentrale Problembereiche heraus
- vor allem in Osteuropa, Zentralasien und Afrika. Knapp 3.000 Unterstützer
unterzeichneten im Rahmen der Konferenz die "Vienna Declaration" für eine
Entkriminalisierung von Drogenkonsumenten und entsprechende
Therapieangebote. Bisher hat die Erklärung damit insgesamt 12.725
Unterstützer erreicht.
Medizinische Forschungsergebnisse brachten weitere Lichtblicke, wie die mögliche Aussicht auf Heilung von HIV. Auch auf einem Vaginal-Gel, mit dem sich Frauen möglicherweise bald anstelle des Kondoms vor einer Ansteckung schützen können, ruhen die Hoffnungen. Vehement gefordert wurde Zugang für alle HIV/Aids-Betroffenen zur Therapie. Dies wäre auch ein Mittel, um Neuinfektionen zu verhindern. Derzeit infizieren sich täglich 7.400 Menschen neu, 5.000 sterben an Aids. Nur ein Drittel der 15 Millionen Menschen die eine HIV-Behandlung benötigen, hat Zugang zu den Medikamenten.
Bunt, bunter, "Global Village" lautete das Motto für das unterhaltsame Konferenz-Begleitprogramm. Die Infostände von 185 NGOs freuten sich über Norwegens Prinzessin Mette-Marit als prominenteste Besucherin.