Einladung nach Erfurt

"Baby-Hitler aus dem Geilomobil": Proteste gegen Kanzler-Besuch

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Bundeskanzler wird "menschenfeindliche, rassistische Politik" vorgeworfen.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ist schon vor seinem Besuch beim Jahresempfang der Thüringer CDU-Fraktion in Erfurt am Donnerstag heftige Kritik entgegengeschlagen. In einem Protestaufruf der Jugendverbände von SPD, Linke und Bündnis 90/Grüne wurde der türkise Regierungschef etwa als "Baby-Hitler" verunglimpft. Ein Sprecher des Kanzlers bestätigte entsprechende Medienberichte.
 
Die Jungpolitiker der in Thüringen regierenden Dreierkoalition bezogen sich auf eine im Oktober 2017 veröffentlichte "Titanic"-Satire. "Sebastian Kurz, der von der Titanic zu Recht als Baby-Hitler bezeichnet worden ist, steht für eine neoliberale und vor allem menschenfeindliche, rassistische Politik", hieß es in dem Aufruf. Und weiter: "Es ist nicht verwunderlich, dass der CDU-Posterboy und Rechtsausleger Mike Mohring (CDU-Landeschef; Anm.) gern der beste Buddy von Baby-Hitler aus dem Geilomobil" wäre.
 

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Das Magazin "Titanic" hatte im Herbst 2017 mit einem Kurz-Foto mit Zielscheibe provoziert, dazu lautete der Text: "Endlich möglich: Baby-Hitler töten!" Die Berliner Justiz hatte im Mai Ermittlungen dazu eingestellt. Für die Behörde lag eine "Öffentliche Aufforderung zu Straftaten" nicht vor, für ein Verfahren wegen Beleidigung fehlte ein Strafantrag des Kanzlers. Mit dem "Geilomobil" war Kurz einst als JVP-Chef im Wiener Landtagswahlkampf 2010 erstmals aufgefallen.
 
Die Thüringer CDU reagierte mit Empörung. Generalsekretär Raymond Walk sprach laut "Thüringer Allgemeine" (Mittwochausgabe) von einer unglaublichen sprachlichen Entgleisung. Die AfD-Landtagsfraktion teilte mit, dass sie Strafanzeige erstattet habe.
 
Die Jugendorganisationen verteidigten ihr Vorgehen indes. In einer gemeinsamen Erklärung hieß es, der Ausdruck "Baby-Hitler" sei unschwer erkennbar eine satirische Anlehnung.
 
Kurz hielt am Donnerstagabend beim Empfang der CDU-Fraktion eine Rede zum Thema des österreichischen EU-Ratsvorsitzes - "Ein Europa, das schützt". Laut dem Sprecher des Bundeskanzlers seien rund 3.000 Gäste in der Halle gewesen. Außerhalb davon habe es den Protest "einer Handvoll Leute" gegeben.
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