2019 scheint sich Anstieg bei den Frauenmorden fortzusetzen. Was die Regierung tun will.
41 Mordopfer waren 2018 Frauen – auch das neue Jahr startet mit zwei Frauen-morden. Meist sind die Täter Ehemänner oder Ex-Freunde.
Im ÖSTERREICH-Interview kündigt Frauenministerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) deshalb an, zur Prävention mehr Plätze in Gewaltschutzeinrichtungen zu schaffen:
ÖSTERREICH: In diesem jungen Jahr gab es bereits zwei Morde an Frauen und auch 2018 einen Anstieg bei den Femiziden. Was kann man tun?
Juliane Bogner-Strauß: Wir haben vorausschauend schon letztes Jahr agiert und Budget in Richtung Opfer- und Gewaltschutz umgeschichtet. Auch 2019 werden wir mehr in diese Stellen investieren. Zudem haben wir erstmalig schon im Voraus Förderzusagen für Frauen- und Mädchenberatungsstellen gemacht. Diese hatten somit schon frühzeitig Planungssicherheit.
ÖSTERREICH: Im Sommer wurden Sie für Kürzungen bei Frauenförderungen aber kritisiert.
Bogner-Strauß: Es gab keine Kürzung im Gesamtbudget. Wir haben das Geld dorthin geschoben, wo es wirklich gebraucht wird. Retrospektiv wird klar, warum: Man sieht, wie viele Vergewaltigungen und Morde an Frauen es gab.
ÖSTERREICH: Es soll mehr Plätze für Gewaltopfer geben?
Bogner-Strauß: Ja, 100 neue Plätze bis 2022. Es gibt auf meine Initiative hin erstmals eine bundesweite Evaluierung über den tatsächlichen Bedarf an Frauenhausplätzen, Übergangswohnungen für Frauen, die von Gewalt bedroht sind und Beratungsstellen. Das Ergebnis haben wir in den nächsten zwei Monaten.
ÖSTERREICH: Was braucht es abseits finanzieller Mittel, um Zahl der Femizide zu senken?
Bogner-Strauß: Dass die Gesellschaft besser hinschaut. Wenn man wiederholt Verletzungen, blaue Flecken etc. bei einer Freundin oder Kollegin bemerkt, das auch anspricht. Da braucht es mehr Mut und eine gezieltere Schulung des medizinischen Personals.
ÖSTERREICH: Braucht es auch härtere Strafen für Täter bei Gewalt an Frauen?
Bogner-Strauß: Natürlich muss man sich bei gewissen Delikten überlegen, ob es nicht härtere Strafen braucht. Ein Jahr bei Vergewaltigung ist aus meiner Sicht zu wenig.
ÖSTERREICH: Weiß man überhaupt, woran der Anstieg liegt?
Bogner-Strauß: Fest steht, dass die meisten Morde an Frauen innerhalb von Beziehungen passieren. Oft stellt sich heraus, dass sich das auf lange Sicht angekündigt hat. Diese Morde passieren selten aus heiterem Himmel, deswegen ist es so wichtig, von Gewalt betroffene Frauen zu ermutigen und Einrichtungen abzusichern, an die sie sich wenden können. (fis)