Im oe24-Interview spricht der Ex-ÖSV-Boss über den Hirscher-Deal.
31 Jahre lang prägte Peter Schröcksnadel den Österreichischen Skiverband als dessen Präsident. Marcel Hirscher vertrat er einst als Manager. Nun rät er dem ÖSV, Neo-Unternehmer Hirscher nicht als Konkurrenz zu sehen.
oe24: Herr Schröcksnadel, wie schätzen Sie die jüngste Fusion von Hirschers Skifirma Van Deer und Red Bull bzw. die Übernahme der Skifirma Augment ein?
Peter Schröcksnadel: Die haben das gut gemacht. Man kann Marcel nur gratulieren. Ich bin überzeugt, dass das funktionieren wird. Er bringt frischen Wind hinein.
oe24: In einem früheren Interview haben Sie sich aber auch etwas skeptisch gezeigt und gemeint, dass das Geschäft ein schwieriges sei ...
Schröcksnadel: Da war noch nicht abzusehen, dass Red Bull derart umfangreich involviert ist. Alleine hast du in dem Geschäftsbereich keine Chance, verbrennst nur viel Geld. Aber Marcel hat jetzt Red Bull im Rücken – und gute Leute an Bord: Toni Giger, Edi Unterberger und im nordische Bereich etwa auch Pierre Heinrich.
oe24: Das sind alles Ex-ÖSV-Leute. Was bedeutet Hirschers Projekt generell für den ÖSV?
Schröcksnadel: Da will ich mir kein Urteil erlauben. Aber klar, es ist immer schlecht, wenn gute Leute weggehen. Generell muss für den Verband jetzt gelten: Wenn sie gescheit sind, nützen sie den Hirscher-Ski auch zu ihrem Vorteil. Nicht nur, um mehr Siege für ihre Athleten zu generieren, sondern auch für eine Zusammenarbeit vom Nachwuchs aufwärts.
oe24: Was sagen Sie zur Lösung, dass Hirscher durch die „Hintertür“ Augment nun doch sofort ÖSV-Kaderläufer ausstatten kann?
Schröcksnadel: Da muss ich erneut sagen: Gut gemacht! Bis jetzt hat Augment mit dem Verband eng zusammengearbeitet. Unter Giger und mir wurden damals u. a. die Sprungski entwickelt. Jetzt ist es anscheinend anders gekommen.
oe24: Kann das ein großes Problem für den ÖSV darstellen?
Schröcksnadel: Andere Firmen liefern ja auch. Atomic, Head und wie sie alle heißen. Vom Material her wird das also nicht das Problem sein. Aber bei der Werbewirkung schöpft Marcel natürlich sehr viel ab.
oe24: Sind Sie überrascht, wie rasant sich das neue Ski-Projekt entwickelt?
Schröcksnadel: Nein. Als Giger gewechselt ist, war mir klar, dass es mit der Entwicklung schnell gehen wird. Und wenn Red Bull einsteigt, geht’s sowieso dahin.
oe24: Werden wir in der kommenden Saison schon Weltcupsiege der Hirscher-Athleten sehen?
Schröcksnadel: Mit Kristoffersen steht ein Topathlet zur Verfügung. Wenn der richtig betreut wird, gewinnt er. Ich bin davon überzeugt, dass die Hirscher-Athleten nicht nur zum Mitfahren dabei sind – vor allem in den technischen Disziplinen. Marcel hat ganz einfach viel Ahnung von dem, was er macht. Auch sein Vater weiß viel. Sie haben das, was es braucht: Visionen. Und Konkurrenz belebt das Geschäft.