Schmiergeld- Affäre

Cashte Haider eine Million?

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Dass Eurofighter-Gelder in eine Kärntner Stiftung gingen, ist bekannt. Jetzt gibt es den Verdacht, Haider könnte eine Million abgezweigt haben.

Wien, Klagenfurt. Neuer Knalleffekt in der Eurofighter-Causa: Gesucht wird eine verschwundene Million Euro. Der Verdacht liegt schon lange auf der Hand, dass sich der seinerzeitige Landeshauptmann Jörg Haider durch Zahlungen an die Kärntner Lakeside-Stiftung sein Ja zum ­Eurofighter-Deal hat abkaufen lassen. Haider könnte allerdings eine Million abgezweigt haben – und dieser Vorwurf ist höchst brisant.


5 Millionen Euro gingen ab, 4 kamen in der Stiftung an
Dabei geht es um diskrete Zahlungen der Londoner Briefkastenfirma Vector Aerospace via einer Columbus Trade Services an die Lakeside-Stiftung in Klagenfurt. Just zum Zeitpunkt der Stiftungsgründung (12. Dezember 2005) verrechnete Columbus (Rechnung Nr. 2005-08) einen Betrag von fünf Millionen. Bei Lakeside kamen aber nur vier Millionen an.
Diese Summe bestätigte Stiftungsvorstand Hans Schönegger erst vor wenigen Tagen. Schönegger konnte sich allerdings nicht vorstellen, dass eine Million abgezweigt worden sei: Man habe Geldgeber gesucht, um den Lakeside-Park aufzubauen. Es habe von EADS das Okay gegeben, vier Millionen Euro einzubringen.
Auch Ex-Minister Platter will jetzt Untersuchung
Der Kärntner Grüne Rolf Holub hält es trotzdem für möglich, dass Haider nach dem „Rezept Birnbacher“ das Geld zur Seite geschafft hat, bevor es zur Stiftung kam: „Ich gehe davon aus, dass die Staatsanwaltschaft das rasch aufklären kann, dann müssten wir in Kärnten Konsequenzen ziehen“, so Holub zu ÖSTERREICH.
Einer, der dabei war, ist der seinerzeitige Haider-Sprecher und jetzige BZÖ-Abgeordnete Petzner. Der kann sich zwar nicht vorstellen, dass Haider die Million abgezweigt habe, tritt aber für einen U-Ausschuss in Sachen Eurofighter-Gegengeschäfte ein und will diesen im Parlament beantragen (siehe unten). Am Sonntag forderte auch Ex-ÖVP-Verteidigungsminister Günther Platter eine „lückenlose Aufklärung“ der Vorwürfe.

„Ich bin für U-Ausschuss“

Stefan Petzner / U-Ausschuss
© chrissinger.com

ÖSTERREICH: Sie waren ja der engste Mitarbeiter von Jörg Haider. Wie viele Millionen flossen in die sagenumwobene Lakeside-Stiftung?
Stefan Petzner: Ich weiß es nicht, das wurde vor meiner Zeit vereinbart, bin aber immer von fünf Millionen Euro ausgegangen.
ÖSTERREICH: Der Stiftungsvorstand spricht aber nur von vier Millionen. Kann es sein, dass Jörg Haider eine Million Euro beiseitegeschafft hat?
Petzner: Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Da hätten die Verantwortlichen der Stiftung nicht mitgemacht. Das sind alles Beamte, die Haider nicht nahegestanden sind.
ÖSTERREICH: Aber der Vorwurf liegt auf der Hand.
Petzner: Da schwirrt jetzt so viel herum, – machen wir doch einen Untersuchungsausschuss, und zwar nur zu den Gegengeschäften. Dann liegt alles auf dem Tisch, und die Vorwürfe können geklärt werden. Und es wäre keine Wiederholung des Eurofighter-Ausschusses.
ÖSTERREICH: Werden Sie einen U-Ausschuss beantragen?
Petzner: Ja, warum denn nicht? Ich überlege mir das ernsthaft.(gü)
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