Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Politik-Insiderin Isabelle Daniel.
Kampf. Wie in dieser Kolumne bereits angekündigt, nimmt der Wahlkampf in und um Wien immer stärker an Fahrt auf. Derzeit liefern sich ÖVP-Innenminister Karl Nehammer und SPÖ-Gesundheitsstadtrat Peter Hacker – stellvertretend für Bürgermeister Michael Ludwig und VP-Wien-Chef Gernot Blümel – ein immer brutaleres Match um die Coronavirus-Infektionsraten in Wien. Ist die Situation in der Bundeshauptstadt „out of control“, wie es die ÖVP insinuiert? Oder testet Wien einfach mehr, wie es die Roten sagen? Die Wahrheit liegt – einmal mehr – in der Mitte: Tatsächlich hat Wien die mit Abstand meisten Infektionsfälle im Land. Der Cluster im Postverteilungszentrum und seinen Kontakten ist mit 150 ein sehr großer.
Es stimmt allerdings auch, dass die Wiener Gesundheitsbehörden sowohl im Asylzentrum in Erdberg als auch in den Verteilungszentren von sich aus flächendeckend getestet haben. Die Reproduktionsrate ist mittlerweile aber sowohl in Wien als auch in Niederösterreich über eins.
Was deutlich zeigt, dass das Coronavirus – das hatten ohnehin alle anerkannten Virologen immer gesagt – nach wie vor mitten unter uns ist.
Zweite Welle. Die Wiener Roten werfen der ÖVP nun überhaupt gleich „Lügen“ vor, was etwas überemotional wirkt. Und bezichtigen die übrigen Bundesländer, nicht ausreichend zu testen. In Wien will man jetzt jedenfalls alle Leiharbeitsfirmen – diese sollen der Missing Link zwischen Asylzentrum und Postverteilung (siehe links) sein – massiv durchleuchten und die Arbeiter testen lassen.
Gut möglich, dass die Fallzahl in Wien dann noch weiter steigt. Entscheidend im Kampfgegen die Ausbreitung des Virus ist freilich, Cluster zu kennen, und nicht Wahlkampfgeplänkel. Dass die Zahlen in Wien steigen, ist aber auch kein Wien-„Bashing“, sondern Fakt.