Ein Kommentar von Isabelle Daniel.
„Wenn nicht alle schwindeln, stellt sich die überwiegende Mehrheit des SPÖ-Bundesparteivorstandes heute hinter Werner Faymann“, waren sich große Teile der SPÖ-Spitze gestern einig. Allerdings wissen auch Faymann und seine Vertrauten, dass der Vorstand erst einen Etappensieg für den SPÖ-Chef bringen kann.
Stärke
Faymanns Stärke ist derzeit vor allem die Schwäche seiner Gegner: „Der Geist ist längst aus der Flasche“, sagt zwar einer zu ÖSTERREICH, der seit Tagen an der Demontage von Faymann arbeitet. Aber: „Derzeit können sich die Faymann-Gegner auf keinen Kandidaten einigen.“
Das heißt: Der wahre Machtkampf steht der SPÖ erst bevor und er wird sich auch über die inhaltlichen Spannungen in der roten Welt entscheiden: Denn derzeit haben weder Time-Warner-Manager Gerhard Zeiler noch ÖBB-Chef Christian Kern – die zwei Kandidaten, die im Hintergrund ihre Lust signalisieren, Faymann zu ersetzen – eine klare Mehrheit hinter sich.
Rot-blaue Fraktion
Burgenlands SPÖ-Chef Hans Niessl, sein Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil, die Wiener Flächenbezirke, die SPÖ in der Steiermark und Salzburg sowie Teile der Gewerkschaft wollen, dass sich die Roten die Koalitionsoption mit der FPÖ offen halten. Sie wollen nur einen neuen SPÖ-Chef, der diesen Kurs akzeptiert. Diese rot-blau Fraktion misstraut sowohl Gerhard Zeiler als auch ÖBB-Chef Christian Kern.
Das linke Lager der Faymann-Gegner steht derzeit eher hinter Kern. Viele in der SPÖ hoffen hingegen auf eine Integrationsfigur aus der Partei und lehnen einen Quereinsteiger ab. Findet die SPÖ bis zum Parteitag im Herbst keinen Kompromisskandidaten, hat Faymann freilich gute Chancen zu bleiben.