Kanzler Kurz besuchte seinen britischen Amtskollegen Premier Boris Johnson.
London. Das Timing seiner Londonvisite war mit Bedacht gewählt. Heute beschlossen die EU-Europaminister schließlich das Mandat, Verhandlungen mit Großbritannien über die neuen Handelsbeziehungen aufzunehmen. Und heute wurde Sebastian Kurz von Großbritanniens Premier Boris Johnson auch in der Downing Street 10 empfangen.
Johnson begrüßte seinen langjährigen Außenministerkollegen und zeigte sich erfreut darüber, dass Kurz extra für den Termin nach London gereist war. Johnson erinnere sich an und bedankte sich für „die großartige Gastfreundschaft“ bei seinen Besuchen in Wien. Heute sprach er mit dem türkisen Bundeskanzler über die Beziehungen zwischen EU und dem Königreich nach dem Brexit.
Handelspartner. „Großbritannien ist nicht mehr Teil der EU, aber nach wie vor ein entscheidender wirtschaftlicher, militärischer und außenpolitischer Player in Europa“, erklärt Kurz. Er wolle sich daher für eine Vereinbarung zwischen dem Johnson-Staat und der EU einsetzen, gleichzeitig aber auch die bilateralen Beziehungen zwischen Großbritannien und Österreich stärken. Immerhin sei die Insel ein Sieben-Milliarden-Euro-Handelspartner für die Republik und damit entscheidend.
Die Verhandlungen zwischen der Europäischen Union und Johnson könnten freilich sehr schwer werden oder sogar scheitern. Johnson – dem Populismus bekanntlich nicht abgetan – will schließlich eine Besserstellung seines Staates. Die EU möchte eher eine engere Anbindung Großbritanniens mit strengeren Regeln, er eine Art Freihandelsabkommen, wie es Europa mit Kanada hat.
Kanzler besuchte Auslandsösterreicher
In London sollte Kurz in der österreichischen Botschaft auch Auslandsösterreicher treffen. 33.000 leben im Königreich. Ihnen wurde zwar im Austrittsabkommen der EU ihre Rechte garantiert, aber die rasche Umsetzung dessen sollte auch Thema zwischen Kurz und Johnson sein.
Last, but not least plauderten die zwei Herren in der Downing Street freilich auch über internationale Entwicklungen – von Krisenherden über Coronavirus bis zu dem anstehenden Besuch von Kurz in Washington. Am Sonntag geht es für Kurz schließlich bereits weiter in die USA.
I. Daniel, London