Mit dem ersten Platz rechnen selbst die Roten nicht mehr, aber jetzt gehe es um ein „respektables Ergebnis“.
In der SPÖ will man die Schlacht um die Nationalratswahl noch nicht aufgeben. Dass sich der erste Platz noch ausgehen könne, glaubt man aber selbst in der roten Welt nicht mehr. Jetzt gehe es um ein „respektables Ergebnis“, sagen einige Strategen. Und dieses wird mittlerweile relativ bescheiden mit 25 Prozent – also zwei Prozentpunkten weniger als bei der Nationalratswahl 2017 – festgelegt.
Das Wichtigste ist, den zweiten Platz zu halten
Minimalistisch. Einige in der SPÖ gehen sogar noch minimalistischer an das Wahlergebnis heran. Selbst „23 Prozent sind o. k., nur Platz zwei ist wichtig“, sagt etwa ein anderer Roter. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner kämpft jenseits dieser Strategien jedenfalls unerbittlich darum, zu zeigen, dass sie noch gewinnen könne. Gerade in der SPÖ in Wien oder bei den Kärntner Roten wird dieser Kampfeswillen anerkannt. Allerdings hat sie – mutig hinter den Kulissen – freilich noch genügend parteiinterne Kritiker in einigen Landesorganisationen, die sie „als zu weit weg von den Menschen“ sehen. Rendi-Wagner tourte seit der Neuwahlankündigung freilich bereits zwei Mal durch das ganze Land.
Gedankenaustausch. In der ÖVP beobachtet man die roten Ränkespiele jedenfalls ganz genau. VP-Chef Sebastian Kurz und Rendi-Wagner trafen sich unlängst vertraulich zu einem Austausch. In diesem Fall ging die Initiative von der Roten aus. Kurz sagte aber umgehend zu. Die Ex-Gesundheitsministerin empfindet er als durchaus sympathisch. Das ändert freilich wenig an seiner Grundskepsis gegenüber der SPÖ.
Rendi will wieder neue Brücken zur ÖVP aufbauen
Wie SPD? Das weiß auch die rote Vorsitzende, die offenbar versucht wieder Brücken zur ÖVP zu bauen. Sie will ebenso wie mehrere ihrer Berater wieder eine Regierungsbeteiligung der SPÖ nach der Nationalratswahl schaffen. Das sehen viele, sehr viele in der SPÖ allerdings mit großem Misstrauen. Sie fürchten in einer Koalition mit der ÖVP ein ähnliches Schicksal wie die SPD in Deutschland zu erleiden. Aber bis es überhaupt in den Bereich des Möglichen kommt, über eine rote Regierungsbeteiligung zu debattieren, muss die SPÖ erst einmal ihr „respektables“ Ergebnis erzielen.
(Isabelle Daniel)