DAS SAGT ÖSTERREICH

Wie emotional darf ein Kanzler sein?

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Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Politik-Insiderin Isabelle Daniel. 

Gefährlich. Sein Rat wäre gewesen, einen „Sprecher oder Parteisekretär erklären zu lassen, dass die Vorwürfe empörend“ seien, sagt der einstige Kanzler-Sprecher und SPÖ-Kommunikationsprofi Joe Kalina ÖSTERREICH. Wie Kalina wundern sich die meisten Politberater über den „hoch emotionalen Auftritt“ des Kanzlers.

So verständlich die Wut von Karl Nehammer auch sein mag, so richtig es auch sein mag, dass man Kinder aus der Polit-Debatte raushalten müsse, so gefährlich ist so viel brodelnde Emotion für einen Regierungschef. Er hat die Geschichte damit erst richtig groß und der Opposition ein Geschenk gemacht. An einem Tag, an dem die ganze Welt über russische Kriegsverbrechen in der Ukraine, den eskalierenden Gas-Streit mit Russland und die für viele existenzgefährdende Teuerung redete, eine Pressekonferenz zur Cobra-Affäre zu geben, zeigt nicht unbedingt weitsichtiges politisches Gespür. Und lässt Menschen misstrauisch zurück.

Wenn Message Control nach hinten losgeht

Fehler. In Krisenzeiten helfen die alten „Message Control“-Tricks vom Angriff als beste Verteidigung nur noch wenig. Er hätte sich hinstellen sollen und vom Massaker in Butscha und seinem geplanten Besuch bei Selenskyj berichten sollen und nur als Schlusssatz erwähnen können, dass er bitte, seine „Familie in Ruhe“ und die Cobra ihre Disziplinaruntersuchung führen zu lassen. So hätte er Souveränität statt zu viel Wut gezeigt. 

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