Die Bundespräsidentenwahl entscheidet über ihre Zukunft.
Nach der Wahl ist vor der Wahl: Trotz des Stimmen-Minus bei den Wahlen in Wien und OÖ sitzen die Parteichefs Faymann und Mitterlehner weiter fest im Sattel. In der SPÖ haben weder Kern noch Zeiler eine Chance gegen den Kanzler. Und die ÖVP-Granden wollen Mitterlehner nicht schon jetzt abservieren.
Das Schicksal von Kanzler und Vize hängt paradoxerweise von der einzigen Wahl ab, die vor der Nationalrats-Wahl 2018 noch zu schlagen ist - von der Bundespräsidenten-Wahl. Und die ist schon in 6 Monaten.
Für Mitterlehner ist die Ausgangssituation günstig
Wenn Erwin Pröll antritt wird das seine One-Man-Show mit guten Chancen auf den Sieg. Verzichtet Pröll aber auf sein Antreten, brennt für die ÖVP der Hut. Dann ist weit und breit kein Kandidat in Sicht. Und „Django“ würde bei einem Debakel stürzen.
Für Faymann ist die Situation noch dramatischer
Alle parteiinternen Umfragen zeigen: Praktisch jeder SPÖ-Kandidat ist bei der Präsidentenwahl gegen Pröll, Van der Bellen und sogar Griss chancenlos. Der geplante Kandidat Hundstorfer wäre derzeit nur Vierter. Kommt die SPÖ bei der Fischer-Nachfolge aber nicht einmal in die Stichwahl, dann bebt die Partei. Dann wäre beim Parteitag im Herbst 2016 ein Gegenkandidat zu Faymann so gut wie sicher. Und damit wohl auch der Sturz des Kanzlers schon im nächsten Jahr.
Siegerlösung
Deshalb muss Faymann für die Präsidentenwahl in 6 Monaten eine Sieger-Lösung haben. Am besten wäre ein gemeinsamer Kandidat mit der ÖVP - aber ohne Pröll, der der SPÖ-Basis nicht vermittelbar ist. Oder eine Frau, die Pröll und Van der Bellen schlagen kann. In den Umfragen liegt Sabine Oberhauser am besten - aber nur, wenn sie ganz gesund ist. Dann könnte sie als Liebling der Frauen Präsidentin werden.
Der Parteitag im Herbst 2016 wird das Schicksal von Werner Faymann bestimmen: Er will ihn im Stil von Michael Häupl gewinnen - mit der totalen Zuspitzung auf den Kampf gegen die FPÖ und gegen HC. Die Wahl 2018 soll zum großen Duell Faymann gegen Strache werden. Wer soll Österreich führen? Der erfahrene Kanzler? Oder der radikale Rechtsaußen? Da geht dann der Sieg - so wie in Wien - allen Umfragen zum Trotz wohl wieder klar an die SPÖ und an Faymann.
Aber Faymann wird den Parteitag 2016 nur gewinnen, wenn es keinen Gegenkandidaten gibt. Und er wird die Wahl 2018 nur gewinnen, wenn er das Duell gegen Strache alleine führen kann. Sobald die ÖVP vor der Wahl 2018 - und dafür spricht fast alles - Mitterlehner gegen Sebastian Kurz tauscht, hat Faymann plötzlich zwei Gegner am Hals: Das erwünschte Duell gegen Strache und das gefürchtete Duell gegen Kurz.
Dann wird der Wahlkampf 2018 wirklich dramatisch...