Realos rund um Heeresminister Doskozil versuchen, einen SPÖ-Linksruck zu verhindern.
Von Richtungsstreit wollte am Montag zum Start der SPÖ-Klausur niemand sprechen. Parteichef Christian Kern nicht, Wiens Michael Häupl nicht – und auch Hans Peter Doskozil nicht. Doch genau um einen solchen handelt es sich. Kern gab die Linie vor: Die SPÖ müsse in der Opposition Grün-Wähler ansprechen. Kerns Getreue planen jetzt sogar ein eigenes Klima- und Umweltprogramm.
Realos dagegen
Doch Realos wie Doskozil und Hans Niessl warnen: „In ländlichen Gebieten kann das wohl nicht funktionieren, da hatten die Grünen nicht einmal zwei Prozent“, so der burgenländische Landeschef.
„Dosko“ legt nach: „Es ist wichtig, dass wir für jene Menschen da sind, die in unserer modernen Gesellschaft Unsicherheit verspüren“, meinte der Noch-Minister. „Wenn wir uns ausschließlich auf das grüne Wählerpotenzial fokussieren, bewegen wir uns weg von der Mitte.“ Die SPÖ werde jetzt schon als zu sehr links wahrgenommen, aber die Wähler nehmen sich als mittig wahr. „Wahlen gewinnt man in der Mitte.“
Meinungsforscher
Das sollte auch Sora-Chef Günther Ogris den anwesenden SPÖlern klar machen. Der Meinungsforscher präsentierte eine Wählerstromanalyse, die zeigt, wohin die SPÖ Stimmen verloren hat. Heute, Dienstag, gehen die Beratungen jedenfalls weiter. (gü)
Experte Hofer: "Grüne Stimmen sind zu wenig"
ÖSTERREICH: Was soll die SPÖ jetzt tun? Wie Kern sagt, frühere Grün-Wähler ansprechen?
Thomas Hofer: Natürlich wäre es gut für die SPÖ, ein Oppositionsmonopol zu erreichen. Die Grünen sind nicht mehr da, die Liste Pilz ist implodiert – und bei den Neos weiß man noch nicht, wie sie ihre Rolle anlegen. Aber auf grüne Stimmen zu setzen ist entschieden zu wenig.
ÖSTERREICH: Warum?
Hofer: Seit 2006 hat die SPÖ
7 Prozentpunkte verloren – die sind nicht nur an die Grünen gegangen, sondern auch an die FPÖ. Die SPÖ muss sich viel breiter aufstellen.