Britisches Blatt sieht Rechtsruck nach der Wahl.
„The Guardian“ hat sich mit der Nationalratswahl in Österreich beschäftigt. Die Erkenntnis: Die Zeitung sieht in Österreich einen von der FPÖ diktierten Wahlkampf - zugleich schreiben sie den Blauen zu, nach der Wahl, auch die Rolle als Königsmacher einzunehmen - und dass, obwohl die FPÖ laut Umfragen hinter Sebastian Kurz, mit der SPÖ, nur um Platz zwei rittert.
Die Freiheitlichen haben es geschafft, ihre Themen Immigration und Angst vor dem radikalen Islam ins Zentrum der Debatten zu führen. Zusätzlich profitieren sie von dem „Dirty Campaigning“-Diskurs der beiden Regierungsparteien ÖVP und SPÖ.
Weder Kurz noch Kanzler Kern haben eine Koalition mit den Blauen ausgeschlossen, womit, so der Guardian weiter, mit Heinz-Christian Strache zum ersten Mal seit dem 2. Weltkrieg in Europa ein Politiker mit Neonazi-Vergangenheit in Regierungsverantwortung kommen könnte. Sollte es so kommen, möchte die FPÖ Migranten den Zugang zur Sozialhilfe verbieten, eine der Schweiz ähnliche Volksabstimmungs-Kultur etablieren und den EU-kritischen Visegrad-Staaten (Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn) beitreten - so die Sichtweise im Artikel.
In weiterer Folge erinnert der Guardian an die Anfänge der FPÖ - der Gründung der Partei durch ein SS-Mitglied nach dem 2. Weltkrieg - und an die goldenen Jahre der Partei unter Jörg Haider in Regierungsverantwortung im Jahre 2000.
Modern und Anti
12 Jahre nach Haiders Tod ist nun unter Strache, der als 20-Jähriger bei einem Neonazi-Aufmarsch verhaftet wurde, das beste Ergebnis für die Partei möglich. Die Wahlkampagnen seien, so Guardian weiter, sehr professionell, modern und fußen stark auf eine Anti-Islam-Rhetorik.
Auch die Serie „Die Hubers“ findet im Bericht Erwähnung und wird auch als ein Aspekt eines gelungenen Wahlkampfs bezeichnet, bei dem die Angst vor einem Sozial-Tourismus gewarnt wird, ohne den Begriff Immigration zu erwähnen.
Ein Schritt weiter
Erwähnung findet auch Umfrage-König Sebastian Kurz, dessen Neuorientierung nach „Rechts“, zwar der FPÖ Stimmen kosten könnte, ihr aber zugleich erlaubt, noch einen Schritt weiter zu gehen. Als Beispiel für diese Behauptung wird genannt, dass Kurz Migranten, die sich weigern Integrationskurse zu besuchen, abgeschoben werden müssten, die FPÖ diese Kurse für Asylwerber jedoch total streichen möchte.
Gelähmt durch Skandale
Die Schmutzkübel-Kampagne zwischen SPÖ und ÖVP traf vor allem die Roten, die seit den Skandalen rund um Silberstein, es nicht mehr schafften, die FPÖ-Negativkampagnen anzusprechen oder gar anzugreifen.
Obwohl Kern und Strache „Welten trennen“, schreibt der Guardian, dass nach dem letzten TV-Duell der amtierende Kanzler und Strache in einem versteckten Eck eines Balkons verschwanden und sich unterhielten. Eine Zigarettenlänge lang. Ein Hinweis darauf, dass nicht immer der Erste ein Gewinner ist. Man denke an Wolfgang Schüssel.
Mittlerweile wurde die Schlagzeile geändert und etwas moderater gestaltet.