60% der Eltern fordern mehr Betreuung für die Kinder - 62% lehnen die Gesamtschule ab.
Riesige Schultüten gibt es schon überall zu kaufen, für über 430.000 Schüler im Osten Österreichs heißt es in einer Woche "Schulbeginn", eine Woche später öffnen dann die Bildungsstätten im Westen des Bundesgebietes. Die Eltern hegen zu Beginn des Herbstsemesters hohe Erwartungen an die Schule - wie eine aktuelle Gallup-Umfrage für ÖSTERREICH zeigt.
Mehr Betreuung erwünscht
Zwar ist jeweils mehr als die
Hälfte mit den Lehrern (58 Prozent) und der Ausbildung ihrer Kinder (59
Prozent) zufrieden, aber mit Nachdruck verlangen 60 Prozent der Befragten
von den schulischen Erziehern mehr Betreuung beim Lernen und bei den
Hausaufgaben. Dadurch sollen die hohen Kosten von 140 Millionen Euro
jährlich für Nachhilfe sinken.
Durch die Aufstockung von 27.100 Ganztagsplätzen sollen 95.000 Kinder in den Genuss von mehr Förderung und Betreuung kommen, so Bildungsministerin Claudia Schmied. Der Ausbau bringt rund 400 Planstellen für Lehrer, die einen finanziellen Mehraufwand von etwa 18,5 Mio. Euro verursachen.
Der Wermutstropfen
Die Elternbeiträge werden von derzeit 80 Euro
an den Bundesschulen auf 88 Euro monatlich steigen. Vage ist noch die
Raumsituation für die Tagesbetreuung: Schmied erklärt im
ÖSTERREICH-Interview, dass sie eine „offene Schule“ wolle, die auch externe
Einrichtungen nutzt. Zusätzliche Räume werden bei Bundesschulen im Grunde
nur bei Neubauten eingeplant.
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Das Projekt der langsamen Einführung der gemeinsamen Schule für Zehn- bis 14-Jährige braucht hingegen noch mehr Überzeugungsarbeit: Laut der Umfrage kann eine Mehrheit von 62 Prozent nach wie vor nichts mit dieser Schulform anfangen.
Personalrochaden
Ab Jänner 2008 soll nun endlich das
Bundesinstitut für Bildungsforschung auf Schiene sein. Ex-Ministerin
Elisabeth Gehrer hatte noch von einer Dienststelle des Ministeriums unter
Leitung von Josef Lucyshyn gesprochen, Schmied gründet das Institut jetzt
neu. Die Vorstandspositionen werden ausgeschrieben.
Mögliche aussichtsreiche Kandidaten sind die Bildungsexperten Werner Specht (der jetzt schon wissenschaftlicher Leiter am Institut ist), Günter Haider und Ferdinand Eder. Kernaufgabe soll Monitoring, Implementierung der Bildungsstandards und ein "Nationaler Bildungsbericht" sein.