Eva Glawischnig

„Erhalte Drohbriefe, werde beschimpft"

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Nach zwei Monaten Babypause kehrt Eva Glawischnig als stillende Mutter in die Politik zurück – mit einem rot-grünen Masterplan bis 2013.

ÖSTERREICH: Nach Ihrer Babypause steht jetzt in Oberösterreich die einzige schwarz-grüne Koalition auf dem Spiel. Zittern Sie?
Eva Glawischnig: Diese Wahl ist die Latte für die Trendwende. Ich bin sicher, es wird ein Plus dastehen, Landesrat Rudi Anschober kann seine Arbeit fortsetzen.

ÖSTERREICH: Ein Plus, entgegen allen Trends?
Glawischnig: Wahlziel sind zehn Prozent, damit das Öko-Jobprogramm Anschobers mit 50.000 neuen Arbeitsplätzen weitergeht.

ÖSTERREICH: Sie akzeptieren, dass die FPÖ überall die Grünen abhängt?
Glawischnig: Das würde mich nicht freuen. In Oberösterreich und Vorarlberg wird Platz drei schwierig. Aber ich rechne mit Wahlerfolgen. Wir wollen in vier Landesregierungen.

ÖSTERREICH: Wollen Sie in Wien Rot-Grün regieren?
Glawischnig: Absolut, auch in der Steiermark. In Wien wäre das mit der nächsten SP-Generation spannend. Wenn man dann Schwarz-Grün und Rot-Grün vorzuzeigen hat, ist das im Bund optimal. Das ist unser Masterplan bis zur Wahl 2013.

ÖSTERREICH: Wäre Alexander Van der Bellen ein guter Bundespräsident?
Glawischnig: Natürlich. Darüber entscheiden wir im Dezember. Es hängt ja auch von ihm ab.

ÖSTERREICH: Wollen die Grünen im Parlament wie beim Bankgeheimnis weiter praktisch mitregieren, ohne Minister zu stellen?
Glawischnig: Wir haben da Lunte gerochen. Wir können viel durchsetzen, weil der Reformdruck so hoch ist. Faymann und Pröll haben keine Ausreden mehr. Und sie brauchen für viele Gesetze Partner. Etwa bei der Bildungsreform. Es ist skandalös, dass die Leute, die unser angeblich höchstes Gut, die Kinder, ausbilden, nicht entsprechend entlohnt werden.

ÖSTERREICH: Wie kommentieren Sie Bandion-Ortners Busspur-Antrag?
Glawischnig: Unbegreiflich. Wem das passiert, der ist rücktrittsreif. Ich sitze ja auch mit meinem Kind in der Straßenbahn.

ÖSTERREICH: Wie werden Sie den Alltag mit zwei Kleinkindern handhaben?
Glawischnig: Sebastian ist im Büro dabei und wird dort gestillt, manche Termine werden platzen. Aber es geht. Nur: Ohne Partner, der halbe-halbe macht, Oma und Schwester wäre es unmöglich. Am Spielplatz merke ich: Viele Frauen müssen weiter zwischen Karriere und Kind entscheiden. Deshalb muss der Kindergarten eine Bildungseinrichtung werden und keine Aufbewahrungsanstalt, bei der man ein schlechtes Gewissen haben muss.

ÖSTERREICH: Wie reagieren die Menschen auf Sie?
Glawischnig: Viele Leute freuen sich über das Kind. Aber es gibt auch Feindseligkeiten. Deshalb schütze ich meine Kinder. Es gibt immer wieder Drohbriefe und Beschimpfungen. Anders als die Rechten jammere ich nicht. Ich bin Mutter und Politikerin mit Leidenschaft – trotz kurzer Schlafphasen.

61 % sagen: Van der Bellen war besserer Grünen-Chef
Eine aktuelle Gallup-Umfrage im Auftrag von ÖSTERREICH zeigt: Eva Glawischnig hat noch sehr, sehr viel zu tun, um als Chefin der Grünen so anerkannt zu werden wie ihr Vorgänger Alexander Van der Bellen. Unter den deklarierten Grün-Wählern schneidet Glawischnig sogar noch ein wenig schlechter ab: Dort sagen genau zwei Drittel, also 66 Prozent, dass Van der Bellen die Grünen besser führte, nur 13 Prozent gestehen dies hingegen Glawischnig zu.

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