SPÖ droht Negativrekord

Rendi: Jubel-Posting nach Wahl-Debakel

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Trotz eines historisch schlechten Ergebnisses gab sie sich kämpferisch.

Nach der Wahl ist vor der Wahl, allerdings dürfte die SPÖ an diesem Ergebnis noch ein wenig zu knabbern haben. Die SPÖ hat es bei der heutigen EU-Wahl nicht geschafft, vom Crash der türkis-blauen Regierung zu profitieren: Sie wird laut APA/ORF/ATV-Trendprognose mit 23,5 Prozent sogar 0,6 Prozentpunkte verlieren - obwohl ihr die Umfragen vor "Ibizagate" einen Anstieg auf 26 bis 28 Prozent verheißen hatten.

Offenbar war es nicht der Wahlkampf von Spitzenkandidat Andreas Schieder, der der SPÖ das bescheidene Ergebnis bescherte, sondern die fehlende Aufbruchsstimmung unter Parteichefin Pamela Rendi-Wagner. Denn die EU-Wahl wurde laut den Meinungsforschern jetzt von vielen Wählern als Testlauf für die auf September vorgezogene Neuwahl des Nationalrates gesehen.

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner hat ihren Auftritt im Festzelt ihrer Partei in der Wiener Löwelstraße zur Mobilisierung für die bevorstehende Nationalratswahl genutzt. Als ihren Gegner identifizierte sie dabei Bundeskanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz. "Dieses Land darf nicht Spielball einer einzigen Person werden", rief sie ihren Unterstützern zu.

Die EU-Wahl sei geschlagen, möglicherweise könne man das Ergebnis von 2014 doch noch halten, hoffte sie auf die tatsächlichen Auszählungsergebnisse, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorlagen. Sie hoffe vor allem auf die Stimmen aus der Bundeshauptstadt Wien, so Rendi-Wagner.

"Aber ich sage euch, diese Wahl ist vorbei, und wir stehen ab morgen vor der nächsten Wahlauseinandersetzung", sagte die SPÖ-Chefin. Dies sei "absurd", und man habe dies einzig Kurz zu verdanken, der innerhalb von zwei Jahren zwei Bundesregierungen gesprengt habe. Dieses Scheitern der "eigenen Kurz-Strache-Bundesregierung" nutze der Kanzler für den eigenen Ich-Wahlkampf: "Das macht ein Regierungschef in dieser Situation nicht." Zum Abstimmungsverhalten der SPÖ beim Misstrauensantrag morgen, Montag, im Nationalrat sagte sie nichts.

Kurz freue sich vielleicht heute Abend, so Rendi-Wagner, doch zwei Drittel der Österreicher hätten ihn nicht gewählt. "Das sind die Österreicher, mit denen wir in den nächsten Monaten in die Wahlauseinandersetzung gehen", sagte Rendi-Wagner. Dass Österreich Spielball des ÖVP-Chefs werde, hätten sich weder die Menschen noch das Land verdient. Die SPÖ werde sich für die richtigen Veränderungen im Land einsetzen. "Ich werde mit euch rennen, und gemeinsam werden wir erfolgreich sein."
 

Von negativer Stimmung war bei der Parteichefin anfangs nichts zu erkennen und auch auf Facebook gab sie sich kämpferisch und versuchte das desaströse Ergebnis wohl damit irgendwie in den Hintergrund zu drängen. "Danke an unser großartiges Team! Wir haben gemeinsam für ein besseres, sozialeres und gerechteres Europa gekämpft. Wir haben es geschafft zu mobilisieren! Jetzt schauen wir nach vorne", so Rendi auf Facebook. "Ich werde mit euch rennen, ihr werdet mit mir rennen und gemeinsam werden wir erfolgreich sein!", gibt sie sich weiter kämpferisch.

Stille in der Löwelstraße

Sehr ruhig hingegen haben die Besucher des SPÖ-Zelts in der Wiener Löwelstraße die erste Trendprognose um 17 Uhr zur EU-Wahl aufgenommen. Parteiprominenz war kaum zu sehen, lediglich Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl zeigte sich neben Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda und dessen Stellvertreterin Andrea Brunner öffentlich. Man hoffe noch, bisher gebe es ja nur Umfragedaten, lautete der Tenor.

"Freuen tut man sich nicht", sagte Anderl zur APA. An ihrer Haltung zu ÖVP-Chef Sebastian Kurz ändere das nichts, meinte sie zur Frage des Misstrauensantrags gegen den Kanzler bzw. sein Kabinett. "Als Arbeiterkammer-Präsidentin und Interessenvertretung fällt es mir relativ schwer, dem Bundeskanzler das Vertrauen auszusprechen." Die Entscheidung liege aber bei den SPÖ-Abgeordneten, es seien noch viele Fragen offen.

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