Mit Fekters Idee einer Erfolgsprämie kann sich Polizeipräsident Pürstl anfreunden. Rassismusvorwürfe gegen die Wiener Polizei wies er zurück.
Die Zunahme an Einbrüchen laut der Kriminalstatistik, die schlechter gewordene Aufklärungsquote sowie massive Kritik von Innenministerin Maria Fekter (V) an der Arbeit der Wiener Polizei sorgten in den vergangenen Wochen einmal mehr für Schlagzeilen über die Exekutive der Bundeshauptstadt. Der Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl wies die Kritik am Samstag im Ö1-Mittagsjournal zurück: "Die Polizei in Wien ist effizient", betonte er im "Journal zu Gast". Seine Behörde würde durchaus gute Leistung bringen.
In Wien unterrepräsentiert
"Der Anfall von Kriminalität ist
einmal mehr, einmal weniger - der ist wie eine Sinuskurve und wir müssen
schauen, was wir tun können", so Pürstl über die Zunahme an Anzeige. Richtig
sei, dass man personell gesehen in Wien im Vergleich zu den anderen
Bundesländern unterrepräsentiert sei. "Wir könnten Personal noch und nöcher
bekommen", erklärte der Polizeipräsident. Genau beziffern könne er den
Bedarf nicht.
Fest stehe, dass der Dienst in Wien schwerer als jener am Land und nicht sonderlich beliebt sei, er wäre aber auch interessanter, man lerne mehr und habe Aufstiegsmöglichkeiten, sagte Pürstl. Ein "richtiger Ansatz" gegen den Personalmangel, der jetzt verfolgt werde, sei die Verpflichtung von jungen Kollegen direkt nach der Ausbildung einige Jahre Dienst in Wien zu versehen.
Diplomatische Antwort auf Fekter-Kritik
Auf die Kritik von
Fekter, laut der nicht effektiv genug gearbeitet werde, reagierte Pürstl
diplomatisch: "Ich habe diese Aussage eher dahingehend aufgefasst, dass die
Wiener Polizei die vergangenen Reformen noch nicht vollständig bewältigt und
umgesetzt hat", betonte er im Ö1-Interview. Dies treffe beispielsweise auf
den administrativen Aufwand bei der Anzeigeaufnahme zu. Dort werde man
künftig verstärkt Verwaltungspersonal einsetzen.
Gleichzeitig hob der Polizeipräsident die Arbeit seiner Behörde hervor, die 40 Prozent aller Kriminalfälle bearbeite und auch den Schutz von Regierungsgebäuden bewerkstelligen müsse. "Also die Belastung hier ist sehr, sehr groß und es ist klar, dass die Polizeibeamten, die den schweren Dienst in der Stadt versehen, nicht gerne hören, wenn an ihnen Kritik geübt wird" so Pürstl zu Ö1.
Drei Gegenmaßnahmen gegen Kriminalität
Als
Gegenmaßnahme gegen die gestiegene Kriminalität nannte Pürstl die Steigerung
der Präsenz auf der Straße. Zweitens müsse man den Außendienst und die
Tatortarbeit fördern, die dritte Säule sei die Eigenprävention des Bürgers
bei der die Polizei eine wichtige beratende Funktion einnehme. Diese
Maßnahmen wurden bereits greifen, meint der Polizeipräsident. Zeigen würde
dies der Rückgang der Delikte im öffentlichen Raum wie bei Kfz-,
Geschäftseinbrüchen oder Firmenüberfällen. Im privaten Bereich, wie bei den
Wohnungseinbrüchen, gebe es neue Trends, für die man andere Maßnahmen finden
müsse.
Mit Erfolgsprämie einverstanden
Mit der Einführung einer
Erfolgsprämie zur Verbesserung der Kriminalitätsbekämpfung zeigte sich
Pürstl einverstanden, wenn es dabei um die Belohnung gut arbeitender
Dienststellen und nicht um eine Kopfgeldprämie gehe. Bei der Schwierigkeit
den Personalmangel durch neue Bewerber abzudecken sprach er sich
grundsätzlich für die Idee einer Großstadtprämie aus, diese müsse aber mit
dem verfassungsrechtlichen Gleichheitsgrundsatz in Einklang stehen.
Rassismusvorwürfe zurückgewiesen
Rassismusvorwürfe
gegen die Wiener Polizei wies Pürstl im Ö1-Interview zurück: Man habe in der
Aus-und Fortbildung verpflichtende Toleranztrainings, bei der Ausbildung zur
Anwendung von Körperkraft stünden die Menschenrechte im Vordergrund. "Wenn
Beamte im U-Bahnbereich, im gefährlichen Suchtgiftmilieu, wo
Gewaltbereitschaft herrscht, Kontrollen durchführen, dann ist es nicht nur
zulässig, sondern auch geboten, dass man mit Körperkraft maßhaltend
einschreitet," so Pürstl zu jenem Vorfall, bei dem der US-Sportlehrer Mike
B. im Februar bei einer Amtshandlung mit einem Dealer verwechselt wurde.
Der Polizeiberuf sei kein ungefährlicher, das habe der Angriff mit einem
Messer gezeigt, bei dem ein Beamter am Mittwoch lebensgefährlich verletzt
wurde.