Eckpunkte

Experten fordern neue Lehrer-Ausbildung

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Im Mittelpunkt steht ein mehrjähriger "Turnus" für alle Pädagogen.

Ein "Turnus" für Lehrer und Kindergartenpädagogen , Einsatz und Entlohnung nach Funktionen statt Dienstjahren sowie eine stärkere Differenzierung der an den Schulen tätigen Lehrer sollen die Eckpunkte der neuen Lehrer-Ausbildung in Österreich sein. Diese Empfehlungen richtet eine von Unterrichts- und Wissenschaftsministerium eingesetzte Expertengruppe in ihrem Endbericht an die Politik - erste Eckpunkte waren bereits im Dezember präsentiert worden. Voraussetzung für den Berufseinstieg soll demnach für Lehrer an allen Schulen zunächst der Bachelor-Abschluss sein, bestimmte Funktionen und Aufgaben verlangen einen Master-Titel.

"Bisher ist man von der Fiktion ausgegangen, dass jemand etwa im Pflichtschulbereich nach drei Jahren Ausbildung fertig in den Beruf kommt und vom ersten Tag an ein kompletter Lehrer ist", so der Vorsitzende der Expertengruppe, Peter Härtel, gegenüber der APA. Künftig soll sich das ändern: Nach der ersten Ausbildung auf Bachelor-Niveau "ist man nicht fertig - weder im fachlichen noch im didaktischen Bereich".

Bachelor-Ausbildung
Derzeit werden Pflichtschullehrer an Pädagogischen Hochschulen (PH, Abschluss: Bachelor) und AHS-Lehrer an Unis (Abschluss: Magister) ausgebildet. Künftig müssen alle einmal eine Bachelor-Ausbildung absolvieren, die in "Clustern" von Unis und PHs erfolgen. Der Zugang zum Studium erfolgt nach einem Aufnahmeverfahren, das zunächst nur ein "Self Assessment" vorsieht. Die Studenten müssen also selbst entscheiden, ob sie sich für geeignet halten. Dann müssen sie sich aber in einer Studieneingangsphase bewähren.

Kernkompetenzen
Die neue Ausbildung umfasst Kernkompetenzen für alle pädagogischen Berufe vom Kindergarten bis zur Sekundarstufe sowie die jeweilige fachwissenschaftliche und -didaktische Grundbildung für die unterschiedlichen Schultypen (etwa Volksschule oder Sekundarstufe). Anschließend gehen die Bachelors als "Turnuslehrer" an die Schulen.

Turnus
In diesem Turnus müssen sie praktische Erfahrungen sammeln sowie zumindest Kernbereiche einer weiterführenden Ausbildung oder ein volles Master-Studium absolvieren. Der Turnus dauert mindestens zwei, bei einem berufsbegleitenden Studium in der Regel vier Jahre. Während dieser Zeit wird die Arbeitszeit auf etwa die Hälfte reduziert. Wollen die Lehrer im Beruf verbleiben, muss diese Phase erfolgreich absolviert werden.

Master benötigt
Danach stehen die Pädagogen voll im Beruf - für bestimmte Funktionen und Aufgaben ist aber ein Master-Titel nötig: Für Volksschullehrer etwa, um in Klassen mit hohem Migrantenanteil oder in Integrationsklassen zu unterrichten. Sekundarstufenlehrer, die etwa im Rahmen der Matura eine vorwissenschaftliche Arbeit betreuen, müssen ebenfalls Master sein. Gleichzeitig sei es aber vorstellbar, dass etwa im Rahmen von Projektbegleitung oder offenem Lernen auch in der Oberstufe Bachelors eingesetzt werden, so Härtel. "In jeder Schulart wird es Funktionen geben, für die ein Bachelor reicht. In jeder wird es aber auch Funktionen geben, wo es einen Master braucht."

Wer schließlich Direktor, Fachbereichsleiter oder Mentor für Turnuslehrer werden will, benötigt weiters einen postgradualen Abschluss in Form eines "Master of Advanced Studies".

Kindergarten-Pädagogen
Auch die Kindergarten-Pädagogen werden einbezogen: Für den Berufseinstieg genügt zwar weiter der Abschluss einer Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik (BAKIP) auf Maturaniveau. Auch sie müssen aber einen "Turnus" machen. Für bestimmte Funktionen im Kindergarten ist dann ein Bachelor bzw. Master nötig, wobei aber Teile der BAKIP-Ausbildung angerechnet werden.

Fragen der künftigen Schulstruktur lässt der Bericht offen - also ob etwa für Hauptschule und AHS-Unterstufe getrennt oder gemeinsam ausgebildet wird. Klargemacht wird aber, dass dienstrechtliche Änderungen nötig sind: So muss etwa der Berufszugang für "Lehrer in Ausbildung" sowie der Übergang vom Alters-Dienst- und Besoldungsrecht zu einer Funktionsbezahlung neu geregelt werden.

Der Bericht soll nun breit diskutiert werden. Starten soll die neue Lehrer-Ausbildung laut den beiden Ministerien noch in dieser Legislaturperiode. Die Experten sind weniger optimistisch: Sie gehen von einem Beginn erst im Wintersemester 2015/16 aus.

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