Schwarze Gierfinger

Gerald Grosz: Mail an die ÖVP

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Polit-Blogger und oe24-Kolumnist Gerald Grosz schreibt mit gewohnt spitzer Zunge.   

Wer anderen eine Grube gräbt, fällt meistens selbst hinein. Diesen Spruch hätten Sie beherzigen sollen, bevor Sie ihre großangelegte Strategie in Gang gesetzt haben, wonach ausgerechnet die FPÖ für den größten Spionageskandal nach dem „Dritten Mann“ in Österreich verantwortlich sein soll.

Sagen Ihnen, liebe christlichsozialen Heuchler, die Namen Ernst Strasser, Liese Prokop, Wolfgang Schüssel, Johanna Mikl-Leitner, Günther Platter, Wolfgang Sobotka, Karl Nehmammer und Gerhard Karner etwas? Ist Ihnen entgangen, dass das Innenministerium der Republik Österreich seit bald 25 Jahren fest in den schwarzen Gierfingern der ÖVP-Niederösterreich ist, gerade die Kerzerlschluckerfraktion entgegen allen gängigen Moralvorstellungen dieses Ressort schamlos für ihre parteipolitischen Aufmärsche missbraucht hat, das BMI so schwarz ist, dass es selbst in einem schwarzen Tunnel einen Schatten werfen würde?

Ist Ihnen klar, dass von Wolfgang Schüssel abwärts über Sebastian Kurz bis hin zu ÖVP-Wirtschaftskammerpräsident Leitl sich innerhalb Ihrer Partei ein regelrechter „Bund russlandtreuer Schwarzer“ gebildet hat. Ich habe das romantische Bild der gemeinsamen Sesselliftfahrt von Putin und Schüssel vor meinem geistigen Auge. Nicht zu vergessen ist übrigens auch die Kaffeefahrt von Charly Schmähammer nach Russland, als einziger Regierungschef des Westens, der nach dem Ukraine-Angriff den Kotau vor dem Moskauer Feldherrn propagandatreu geübt hat.

Dass Österreich jahrelang nur durch ÖVP-Botschafter in Moskau vertreten wurde, darf auch nicht verschwiegen werden. Dass mit dem ÖVP-nahen Sigi Wolf ausgerechnet ein Protegé der ÖVP die besten Geschäfte mit Russland gemacht hat, sollten wir doch auch nicht unter den Teppich kehren. Also, liebe ÖVP. Es könnte sein, dass die Anwürfe Richtung FPÖ ein Schuss ins Knie sind. Es könnte sein, dass die FPÖ Kontakt nach Russland aufbauen wollte, aber sich leider dort bereits die ÖVP als Hauptdiener des Zaren breit gemacht hat.

Es könnte sein, dass es sich in Wahrheit bei der ÖVP um Österreichs Versteher Putins handelt. Es könnte sein, dass die Strategie der ÖVP wie so oft zu einer großen Selbstanklage mutiert. 

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