Flohzirkus

Gerald Grosz: Mail an Othmar Karas

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Polit-Blogger und oe24-Kolumnist Gerald Grosz schreibt an Othmar Karas 

Herr Karas,
manchmal kann man zur richtigen Zeit am richtigen Ort die richtigen Worte sprechen. Oder man ist Othmar Karas.

Sie haben seit Monaten Ihren Absprung aus der ÖVP geplant, seien wir uns doch ehrlich. Und heute, ausgerechnet heute, haben Sie diesen de facto vollzogen. Es war nur leider die falsche Rede zur falschen Zeit. Sie fordern Fluchtwege nach Europa aus dem Nahen Osten und negieren am heutigen Tag, dass uns diese Fluchtwege eine antisemitische Unterwanderung brachten.

Sie fordern die Offenheit der ÖVP ein und negieren, dass diese Offenheit uns die Parallelgesellschaften brachten. Sie sprechen von ungustiösen Chats innerhalb der ÖVP und erklären doch erst heute ihren Abtritt als EU-Mandatar, nachdem Sie sich versichern konnten, dass selbst die schwarzen Krähen nach dem Bundesländer-Unfallrentner nicht mehr krähen. Wenn Sie Charakter und Rückgrat gehabt hätten, hätten Sie schon vor Jahren die Reißleine gezogen. Heute haben Sie sich Ihrer Partei entledigt und das Türchen geöffnet, bei der Nationalratswahl gegen Ihre eigene Partei anzutreten.

Und da gratuliere ich Ihnen. Sie werden zwar nicht in den Nationalrat kommen, weder mit den NEOS noch mit einer Liste Karas. Aber Sie werden Ihrer Partei die restlichen 3 Prozent kosten und diese daher dem Schicksal preis geben, sich mit den GrünInnen um Platz 3 zu raufen. Gratulieren. Dann kommt noch die Liste Kurz und die ÖVP bekommt jenen Status, den sie seit Jahren schon hatte: Eines Flohzirkus‘. Wer solche Freunde hat, braucht Feinde auch nicht.

Aber hat die ÖVP überhaupt noch Freunde?
 

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