Beate Meinl-Reisinger und Werner Kogler fischen in einem ähnlichen Wählerteich.
Aufwind. Dass die Grünen europaweit im Aufwind sind, ist ein offenes Geheimnis. Ihr jahrzehntelanges Fighten für Klimaschutz und progressivere Umweltpolitik dürfte sich nun auch für die österreichischen Grünen auszahlen. Sie könnten, um es mit einem roten Strategen zu sagen, das größte Comeback seit Lazarus erleben.
In Umfragen liegt die Partei von Werner Kogler bereits bei über zehn Prozent. Und professionelle Politikbeobachter trauen den Grünen bei der Nationalratswahl ein ähnlich starkes Ergebnis zu wie bei der EU-Wahl, bei der die Öko-Bewegung immerhin 14 Prozent erzielte. Sie punkten auch als Anti-FPÖ nach dem Ibiza-Skandal.
Aber: Die Grünen waren schon oft Umfragekaiser und wurden dann am Wahltag enttäuscht. Diesmal könnten sie aber zu Königsmachern werden. Erstmals seit 2002 könnte sich eine türkis-grüne Koalition ausgehen.
In Bundesländern wollen Grün & Neos VP-Wähler
Der Haken: Die Neos – sie galten während der türkis-blauen Koalition als starke Oppositionspartei, fischen teilweise im selben Wählerteich wie die Grünen. Vor allem in den Bundesländern wollen sowohl Pink als auch Grün liberalere VP-Wähler ansprechen.
In den Städten dürften die Grünen – auch aufgrund der Schwäche der SPÖ – im Vorteil sein. Einstige SPÖ-Wähler, die 2017 als Zeichen gegen VP-FP Rot gewählt hatten, kehren nun in Scharen zu den Grünen zurück.
Aber auch die Neos könnten zum Zünglein an der Waage werden. Zumindest dann, wenn die ÖVP stark genug für eine Minderheitsregierung würde. Die Grünen wollen im Wahlkampffinale die Neos freilich als „kleinere Schwester der ÖVP“ und als „neoliberal“ brandmarken. Neos-Chefin Meinl-Reisinger will vor allem ÖVP, FPÖ und SPÖ ins Visier nehmen. Und dabei weiter die Parteifinanzierungen thematisieren. Zumindest in dem Punkt sind sich auch die Grünen mit den Pinken einig.