Neos-Kandidat Helmut Brandstätter im großen Interview mit oe24.TV.
Der frühere Zeitungsherausgeber Helmut Brandstätter kandidiert bei der Wahl für die Neos. Was er an Beate Meinl-Reisinger schätzt und warum er seine neue Aufgabe mit dem ORF-Job seiner Frau für vereinbar hält, erklärt er bei Fellner! Live.
oe24.TV: Sie haben viele Politiker kritisiert, dass sie hierherkommen, und gesagt, dass sie nicht kommen sollen. Reden wir aber zuerst darüber, dass Sie seit letzter Woche auf Platz 2 der Bundesliste der Neos stehen. Davor waren Sie „Kurier“-Herausgeber und haben einen Tag davor Ihr Buch präsentiert.
Helmut Brandstätter: Das fehlt hier.
oe24.TV: Ich habe gedacht, dass Sie das mitnehmen, aber man findet es auch online. Es ist eine ziemliche Abrechnung mit Herbert Kickl und Sebastian Kurz. Jetzt gibt es einige Kritiker, die Ihnen vorwerfen, dass dieses Buch ein bisschen eine Wahlwerbung gewesen ist und Sie auch die Promotion des Buches als Wahlkampfbühne nutzen.
Brandstätter: Man kann Bücher nicht über Nacht schreiben, es gibt einen Vorlauf. Ich habe schon, bevor es überhaupt klar war, dass es eine Wahl gibt, begonnen und sehr schnell geschrieben. Dann war klar, dass es eine Wahl gibt und das Buch herauskommt. Im Zuge dessen, aber viel später, war dann die Frage, ob ich mir vorstellen kann, für die Neos zu kandidieren.
oe24.TV: Wann gab es die ersten Gespräche?
Brandstätter: Die Anbahnung, eine vorsichtiges „Kannst du dir das vorstellen?“, war irgendwann im Juni. Das erste sinnvolle Gespräch konnte ich mit Beate Meinl-Reisinger erst führen, als sie von ihrer Mitgliederversammlung überhaupt eine Wildcard bekommen hatte.
oe24.TV: Was schätzen Sie an Beate Meinl-Reisinger?
Brandstätter: Ein wesentlicher Punkt war, als Kickl mit der Sicherungshaft begonnen hat. Er hat einfach Leute eingesperrt, die ihm nicht gefallen. Bei der ÖVP hat man dann gesagt: „Warum nicht? Keine schlechte Idee!“, und wie immer hat Kurz Kickl zugestimmt. In der SPÖ hat eine Diskussion über alle – Inländer, Ausländer, Große, Kleine – begonnen, und das hat mich erstaunt. Die Einzige, die in der Sekunde klar gesagt hat: „Kommt nicht infrage, weil es gegen den Rechtstaat verstößt“, war die Beate Meinl-Reisinger.
oe24.TV: Sie schreiben in Ihrem Buch von Interventionen. Was gab es für Situationen, wo konkret interveniert worden ist?
Brandstätter: Interveniert ist immer worden …
oe24.TV: Sie nennen die Pressesprecher von Sebastian Kurz und sagen, die haben interveniert. Aber wie wurde interveniert?
Brandstätter: Die Aufgabe eines Pressesprechers ist ja anzurufen, „schreibt das, macht des, ich gebe euch die Geschichte“ … Das ist ja ganz normal. Der wesentliche Unterschied ist, dass alle diese Pressesprecher, die mühsam und lästig waren, akzeptiert haben, dass hier Journalisten sind und dort Politiker. Neu war für mich, zu hören, dass „du für uns sein musst, du unser Freund sein musst, denn wenn du das nicht machst, bist du unser Feind“.
oe24.TV: ORF-Stiftungsratsvorsitzender Norbert Steger kritisiert, dass Ihre Frau eine politische Sendung im ORF moderiert und Sie jetzt in die Politik gehen.
Brandstätter: Alles, was transparent und offen ist, ist in Ordnung. Wenn meine Frau beim ORF arbeitet und jeder weiß das, ist das in Ordnung. Jetzt frage ich einmal: Dieser hochbegabte Herr Steger, seine Tochter ist doch im Parlament für die FPÖ, hat er vielleicht schon interveniert im ORF für sie? Ich weiß es nicht.
oe24.TV: Sie meinen, das ist auch unvereinbar?
Brandstätter: Das ist völlig unvereinbar, er ist der wichtigste Mann im ORF. Wenn es unvereinbar ist, dass zwei Menschen arbeiten, dann ist das erst recht unvereinbar. Wenn jemand die Unabhängigkeit des ORF gefährdet, dann ist es ein Politruk wie der Herr Steger, der witzigerweise von der FPÖ abmontiert wurde und jetzt da ein Altersbrot bekommt, wo er noch ein bisschen mitreden darf und meistens nicht sehr gescheite Sachen sagt.
oe24.TV: Aber das heißt, Sie sehen keine Unvereinbarkeit mit dem Job Ihrer Frau?
Brandstätter: Erinnere ich mich richtig, die Lebensgefährtin von Minister Blümel hat hier moderiert, oder?
oe24.TV: Ja, aber wir sind nicht öffentlich-rechtlich.
Brandstätter: Anständiger Journalismus ist immer anständiger Journalismus, ob öffentlich-rechtlich oder nicht. Wir sind im Jahr 2019. Frauen sind selbstständige Menschen, haben einen Beruf. Beurteilen wir sie für das, was sie machen. Ich beurteile auch die Freundin von Blümel für das, was sie macht, und nicht, dass sie seine Freundin ist, denn das ist deren persönliche Angelegenheit, die geht niemanden etwas an. Viel schlimmer ist, wenn wir es nicht wüssten und wenn da zwei Leute irgendwie miteinander leben und keiner weiß es.