Der SPÖ-Sozialminister hofft auf moderate Anpassungen, die Gewerkschaft kann sich auch Streiks durchaus vorstellen.
Nach der Protestkundgebung am Mittwochnachmittag ist wieder Ruhe eingekehrt. Fünf Teilgewerkschaften hatten zu der Demonstration für "faire Löhne" aufgerufen. An die 25.000 Teilnehmer waren durch die Wiener Innenstadt marschiert. Jetzt heißt es wieder Verhandeln über die anstehenden Lohnerhöhungen. Es geht um die Kollektivverträge für zehn Branchen bzw. 400.000 Beschäftigte.
"Vernünftige Lohnerhöhungen"
Für
SPÖ-Sozialminister Rudolf Hundstorfer war die Demonstration ein Beweis für
die Stärke der Gewerkschaft. Man habe bewiesen, dass es sich lohnt, für
vernünftige Lohnerhöhungen auf die Straße zu gehen, so der frühere
ÖGB-Präsident Donnerstagfrüh gegenüber Ö1. Nun habe er aber eine andere
Funktion und sei kein Verhandler mehr.
Im Sinn der Volkswirtschaft
Er glaube aber, dass alle aus solchen
Veranstaltungen ihr Resume so ziehen, dass "sie wissen, dass ein sozialer
Friede einerseits in einem Land sehr viel wert ist, und dass es andererseits
volkswirtschaftlich vernünftiger ist, moderate Lohnerhöhungen zu
verhandeln." Die österreichischen Gewerkschaften hätten immer bewiesen,
genauso wie die Wirtschaft, dass man sehr wohl zu sehr tragfähigen,
vernünftigen Kompromissen kommen könne, fügte der Sozialminister hinzu.
Streiks sind durchaus drinnen
Die Bundesgeschäftsführerin der
Gewerkschaft der Privatangestellten, Dwora Stein, setzt ebenfalls noch auf
Verhandlungen. Allerdings kann sie sich im Fall der Fälle durchaus Streiks
vorstellen. Immerhin sei das Angebot der Arbeitgeber von 0 bis 2 Prozent
sehr mager und würde nicht einmal die Inflationsrate der vergangenen 12
Monate abdecken, die sich nämlich auf 2,7 Prozent belaufe, so Stein am
Mittwochabend in der ZiB2. Die Wirtschaft würde sich mit einer schwachen
Anpassung zudem ins eigene Fleisch schneiden.
In acht der zehn umstrittenen Branchen sind schon die nächsten Gesprächstermine vereinbart. Bereits am Montag verhandeln Arbeitgeber und Gewerkschaft von Chemie und Elektroindustrie neuerlich über die Gehaltsanpassungen.